Für Kinder ist ein solcher Freund wohl sehr schön

Bericht über eine intime Beziehung zwischen einem Jungen und einem Mann aus sicht der Mutter. Der Text stammt ursprünglich aus der Holländischen Zeitschrift Nieuwe Revu und wurde am 5.5.1988 abgedruckt.

Rene war neun Jahre alt, als er zum ersten Mal zusammen mit einer Schar Freunde mit dem Jugendtrainer eines Sportclubs in dessen Wohnung ging. [Kommentar von Wolf Vogel]

Seine Mutter Ria: „Mein Sohn kam nach Hause und hat viel erzählt. Er und seine Freunde mochten ihren neuen Freund sehr. Sie hörten Radio, machten Spiele und bekamen Limonade. Mein Sohn berichtet zu Hause immer begeistert über alles, was er mitmacht. Nach ein paar dieser Besuche erzählte er, daß bei seinem Freund Fotos von Jungen an der Wand hängen. Ich dachte: der Mann muß wohl pädophil sein. Dann habe ich mir Vorwürfe gemacht. Ich bin ganz zu Anfang zu negativ eingestellt gewesen. Ich ertappte mich selbst bei Einschüchterungen, sagte Dinge, die man früher selbst als Vorsichtsmaßnahmen gehört hatte. Das hat meinen Sohn doch wohl sehr gehemmt.

Sein Freund wußte, daß ich mich damit beschäftigte. Ich las darüber und besprach das mit meinem Sohn. Das wiederum hörte sein Freund. Stets fragte dieser: ‘Wie denkt deine Mutter darüber?‘ Dann sagte mein Sohn: ‘Du kannst es ihr ruhig erzählen; sie versteht es schon.‘

Nach einiger Zeit ist es auch zu einem gemeinsamen Gespräch gekommen. Ich habe dem Freund meines Sohnes gesagt, daß ich keine Bedenken wegen der Freundschaft hätte, wenn mein Sohn die Beziehung selbst wollte. Zu meinem Sohn sagte ich: ‘Ich bin einverstanden mit dem, was du tust, aber ich will nicht, daß du etwas tust im Tausch gegen andere Dinge.‘ Denn es wurde viel für ihn getan von seinem Freund. Er durfte überall mit hin. Der Mann, er war etwa dreißig, organisierte alles. Darauf bin ich im Gespräch gründlich eingegangen. Ich sagte: ‘Wenn du zu etwas keine Lust hast, denke nicht: Wie schade für ihn. Das ist wirklich nicht nötig.‘ Das ist wahrscheinlich der Grund, daß nichts Unangenehmes passiert ist. Sie sind noch immer gute Freunde.

Für Kinder ist ein solcher Freund wohl sehr schön. Er kann sich gut in die Probleme der Kinder einfühlen, hilft ihnen bei den Hausaufgaben. Mein Sohn ist in der Schule enorm vorwärtsgekommen, seit er den Freund hat. Es ist einfach eine recht gute Beziehung, auch kommt keine Sexualität dabei vor. Sowieso ist mein Sohn jetzt zu alt, er ist sechzehn. Körperlich ist er für seinen Freund nicht mehr anziehend. Aber von seinem Freund weiß ich, daß es wohl geschieht, mit anderen Kindern. Wir sprechen ganz offen darüber, er kommt ja oft zu uns. Der körperliche Kontakt, das Liebkosen, das ist wichtig für sie. Ja, wie weit geht das? Sie werden wohl schon mal gegenseitig rubbeln. An Freunden meines Sohnes kann ich sehr wohl bemerken, daß einige Kinder das suchen. Sie setzen sich hier auch neben meinen Mann, sie wollen einfach Zuwendung.

Natürlich habe ich auch Zweifel gehabt. Ich konnte echt böse werden, wenn der Freund meines Sohnes immer wieder schmusen wollte mit einem Kind, das zu ihm kam. Ich sagte dann: ‘Das Kind kommt, um zu spielen, aber du denkst gleich an Sex.‘ Ich sagte ihm, daß er Achtung vor seinem kleinen Freund haben müsse, daß nur etwas geschehen darf, wenn das Kind es will. Aber man muß wohl verstehen, daß eine solche Beziehung gar nicht möglich ist, und wenn sie dann möglich ist, will man gleich alles haben.

Für meinen Mann ist diese Freundschaft noch immer ein heikler Punkt. Er akzeptiert sie, weil mein Sohn Sex konsequent ablehnt. Mein Mann ist nicht aggressiv gewesen in diesem Punkt. Er hätte die Freundschaft natürlich verbieten können. Aber dann machen sie alles heimlich; ich weiß nicht, was dann geschehen wäre. Ich weiß, daß der Freund meines Sohnes recht viele Beziehungen gehabt hat, wovon die Eltern nichts wußten. Darüber bin ich immer wieder erstaunt. Ich begreife das nicht. Die Kinder rufen bei ihm an, er kommt sie besuchen, sie essen und schlafen bei ihm, dürfen überall mit ihm hin. Aber die Eltern wissen von nichts. Es wird da nichts besprochen. Das macht mich ängstlich. Für ihn nämlich. Ich habe Angst, daß er damit irgendwann Schwierigkeiten bekommen könnte. Nun verstehe ich sehr wohl, daß er mit seiner Vorliebe nicht gerade offen auftreten kann. Er riskiert seine berufliche Laufbahn, fast alle seine sozialen Kontakte im Haus und seiner Umgebung. Es brauchen nur drei oder vier Menschen Probleme mit diesem Thema zu haben — die können dann viel Unheil anrichten. Die Risiken sind enorm. Er hat auch nicht alle Beziehungen gleichzeitig. Es gibt Kinder, die er nur streichelt oder die er nur küßt. Es ist nur ein Einzelner, mit dem es weiter geht.

Wenn da wirklich Schwierigkeiten auf ihn zukommen sollten, würde ich ihn unterstützen. Weil wir viel darüber reden, kann ich viele Dinge selbst lösen. Es ist nur schrecklich für die Kinder, die nicht mit ihren Eltern darüber sprechen. Sie bedrückt ein großes Geheimnis. Wenn mal was vorfällt und sie der erwachsene Freund dann fallenläßt, weil sie vielleicht keinen Sex mehr wollen — wohin sollen sie sich dann wenden? Andererseits können einige Kinder einen Pädophilen auch gewaltig ausbeuten. Dadurch, daß er so verletzlich ist. Das geschieht wohl, und das ist auch nicht richtig.

Doch meinem Sohn habe ich diese Freundschaft niemals verbieten wollen. Ich finde, daß er das Recht hat, seine eigene Wahl zu treffen. Und schließlich — was gibt es Schöneres als Liebe?“