Ich tat das, von dem sie sagen du sollst es nicht tun

Der 20-jährige Tommy beschreibt seine Beziehung zu dem erwachsenen Niels, die begonnen hat, als er 12 war und bis heute andauert.

Entnommen aus der Sammlung Positive Erinnerungen, zusammengestellt von T. Rivas.


Tommy, 20 Jahre alt, erzählte dem Interviewer einige seiner frühen Erfahrungen. Was wir hier näher betrachten ist seine Beziehung mit einem erwachsenen Mann. Hier sind einige seiner Aussagen über diese Beziehung.

Interviewer: Was hat dich von Niels angezogen?

Tommy: Ich habe immer das getan, von dem sie sagen, dass du es nicht tun sollst. Okkulte und mystische Dinge faszinierten mich - und Schwule und Kindesmissbraucher. Ich war neugierig und wollte herausfinden, was das alles bedeutete. […]

Ich konnte es nicht mit einem Jungen in meinem Alter machen. Selbst jetzt kann ich es nicht. Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil ich mich gegenüber meinem Vater und meiner Mutter niemals sicher oder angenommen fühlte. Das war etwas, was ich immer vermisst habe. Sicherheit und Freundschaft bekam ich von Niels. Von ihm bekam ich die Unterstützung, die ich brauchte.

Damals beging ich Verbrechen. Ich wurde geschnappt und verurteilt. Ich wurde nach Randers geschickt. Ich riss mehrmals aus - per Autostopp. Ich ging immer direkt zurück zu Niels. Ich glaube, dass unsere Beziehung viele Jahre weitergehen wird. Ich glaube nicht, dass unsere Freundschaft enden wird vor dem Tag, an dem einer von uns stirbt.

Warst du in Niels verliebt?

Ich würde nicht sagen, dass ich verliebt war. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals in einen Mann verlieben könnte. Nein. Das könnte ich nicht sagen. Es ist eher eine Sache, sich sicher zu fühlen. Niels war die einzige Person, die ich besuchen und mit der ich reden konnte, was auch immer falsch gelaufen war. Es gab bei mir nie irgendwelche Hemmungen - wahrscheinlich, weil wir diese intime Beziehung hatten.

Hättest du mit ihm die gleiche vertrauensvolle Beziehung haben können, wenn du nicht mit ihm ins Bett gegangen wärst?

Ich glaube nicht. Daraus ist eine starke emotionale Verbindung gewachsen. Die Menschen glauben, dass ein Kindesmissbraucher ein großes, brutales Schwein ist, das sich auf einem kleinen Kind wälzt. Aber so war es nicht. […]

Hattest du jemals das Gefühl, dass es irgendwie pervers oder unmenschlich war, mit einem Mann Sex zu haben?

Ich war davon angezogen, dazu hingezogen. Ich empfand es als aufregend.

Du wußtest, dass es verboten war, oder?

Das hat mich nicht im Geringsten gestört. Es interessierte mich nicht, was die Erwachsenen dachten. Ich hatte so viele Lehrer getroffen und sie standen immer nur da und redeten über meinen Kopf hinweg. Ich lebte in meiner eigenen Welt. Solange ich die Dinge machen durfte, die ich für wichtig für mich hielt, interessierte mich der Rest nicht. […]

Es war viel zu schwer, jung zu sein. Es gab immer jemanden, der über mich entscheiden konnte. Ich war dann kriminell. Ich begann früh mit der Sauferei und mit dem Rauchen. Plötzlich entwickelte ich Bedürfnisse, die befriedigt werden mussten. Ich ging nicht zur Schule. Meine ganze Existenz war sehr schwierig. Erst als ich Niels traf, beruhigte ich mich. Bis vor ein paar Jahren war Niels wichtiger für mich als meine Mutter und mein Vater. Er war mein Freund, mein Gefährte, mein Lover.

Und Vater?

Ja, in der Tat. Mein Vater ist 57, deshalb habe ich keinen sehr guten Draht zu ihm. Meine Mutter ist 55. Sie konnte mich nie verstehen und ich konnte sie nie verstehen. Wir standen uns jahrelang feindlich gegenüber. Meiner Mutter geht es wegen mir nervlich schlecht.

Ich war schon immer eigensinnig. Wenn ich sauer wurde, dann wurden meine aggressiven Gefühle so stark, dass ich einfach etwas machen musste. Und ich konnte ja nun schlecht meine Mutter schlagen, oder? Also habe ich als Ausweg meine eigenen Sachen zerstört. Das hörte auch auf, nachdem ich Niels kennen lernte. Ich hörte mit den Verbrechen auf, nach einer viermonatigen Verurteilung wegen Autodiebstahl und Einbruch. Ich habe so etwas nie mehr gemacht.

Was haben deine Eltern dazu gesagt, dass du Niels besucht hast?

Sie waren nicht glücklich darüber. Ich erinnere mich daran, wie Niels mit mir auf eine Reise nach Schweden gehen wollte. Er kam zu unserem Haus, um die Sache mit meiner Mutter und meinem Vater zu besprechen. Es war in Ordnung – bis sie hörten, dass er schwul war. Dann weigerten sie sich, mich mitgehen zu lassen.

Ich wurde richtig verrückt. Ich riss aus. Ich musste einfach von zu Hause weg. Ohne die Erlaubnis meiner Eltern konnte mich Niels nicht mitnehmen. Ich war unter 15 und es hätte nur Probleme geschaffen.

Ich war damals schon ziemlich eigenständig. Niemand konnte mir sagen, was ich tun sollte oder wie ich etwas machen sollte, und ganz sicher nicht mein Vater oder meine Mutter. Der einzige, auf den ich wirklich gehört habe, war Niels.

Ich hatte wirklich Angst davor, dass die Behörden intervenieren könnten. Vor ein paar Jahren wollte ich nicht mehr zu Hause wohnen, oder mit einer Pflegefamilie leben. Die Behörden haben es dann schließlich akzeptiert, und ich durfte mit Niels zusammenleben.