Quelle: Jan Shuijer und Benjamin Rossen (1992). “The Trade in Child Pornography” Appendix E: “Interviews with Three Boys”, IPT-Forensics Journal, volume 4.
Übersetzung durch JUMIMA.
Englischer Originaltext
Zusammenfassung
(Entnommen aus der Sammlung Positive Erinnerungen von T. Rivas)
Stefans Eltern waren geschieden und er blieb über Nacht oft bei Elly. Elly war die Schwester des neuen Freundes seiner Mutter. Er lernte seinen erwachsenen Freund Ferdi der gleiche Ferdi wie in Peters Geschichte durch Elly kennen, als er ungefähr elf Jahre alt war.
“Das war ein Riesenspaß. Wir haben uns sofort verstanden. Wir sprangen vom
Sprungbrett und wir spielten im Swimmingpool Ball.”
[…]
Nach einer gewissen Zeit übernachtete Stefan ungefähr zehn Mal bei Ferdi, während seine Mutter dachte, er sei bei Elly. Ferdi entschied sich dazu, die Sache mit Stefans Mutter zu besprechen, die ihre Freundschaft akzeptierte und sogar glaubte, dass sich Stefans Verhalten erheblich verbessert hatte, seitdem er Ferdi traf.
“Immer, wenn mir danach war, zu Ferdi zu gehen, ging ich zu Ferdi, und wenn mir nicht danach gewesen wäre, wäre ich einfach nicht hingegangen.
Zunächst spielten wir bei Ferdi nur Spiele. Und wir gingen in Freizeitparks. Das haben wir später auch noch gemacht [als sie auch Sex hatten]. Und am Anfang schwammen wir auch viel zusammen. Und wir fuhren auch viel Fahrrad. Und wenn ich lernen oder meine Hausaufgaben mache musste, half mir Ferdi dabei. Ja, das war alles damals ein großer Spaß.”
Stefan fügt hinzu, dass sie auch oft in die Dünen gingen oder mit Freunden verstecken spielten, oder Fußball.
“Ich ging zu ihm, einfach weil ich ihn mochte, weil ich ihn für nett hielt. Zum damaligen Zeitpunkt sah ich Ferdi in gewisser Hinsicht als eine Vaterfigur, weil sich meine Eltern gerade hatten scheiden lassen.”
Nach zwei oder drei Monaten begannen sie damit, Sex zu haben.
“Es geschah auf eine sehr natürliche Weise. Ich war ein FKK-Anhänger, daher schlief ich immer nackt. Und Ferdi machte das auch. Und ich fühlte mich einfach von ihm angezogen.”
“Alles war genau wie in jeder Beziehung, beispielsweise zwischen einem Mann und einer Frau. In der ersten Nacht, in der wir einen sexuellen Kontakt hatten, liebten wir uns, damit meine ich, dass wir uns streichelten, und Ferdi gab mir einen Blowjob.”
Nach dieser Erfahrung hatte Stefan das Gefühl, dass er wegen der mysteriösen Sensationen, die der Blowjob in ihm produziert hatte, weinen musste, und Ferdi versuchte ihn wirklich zu trösten und fühlte sich schuldig, dass er Stefan in diese Lage gebracht hatte. Gleichzeitig wurde der Sex ein normaler Teil ihrer Beziehung. Mehr oder weniger vertiefte er die emotionale Verbindung zwischen ihnen.
Am Ende erkannte Stefan, dass er auf Mädchen stand, und dadurch endete dann der Sex mit Ferdi.
Stefan liebte Ferdi sehr und er liebt ihn noch immer. Er sieht ihn als einen sehr guten Freund und sie reden viel miteinander. Ferdi unterstützte ihn und lehrte ihn wichtige Dinge über Menschen und über das Leben.
Stefan ist davon überzeugt, dass seine Beziehung mit Ferdi fast keine negativen Aspekte hatte. Er betont, dass seine Beziehung nicht als ein Ersatz gesehen werden sollte für die unzureichenden elterlichen Fähigkeiten seines Vaters und seiner Mutter; es war ein Ziel für sich.
Es gab nur eine negative Erfahrung in Zusammenhang mit dieser Beziehung, und diese betraf eine erotische Fotosession durch einen Freund von Ferdi, Fred. Obwohl Stefan die Session selbst genoss, hatte er Angst davor, dass die Polizei die Bilder entdecken könnte. Vergleiche Peters Geschichte
Als Ferdi verhaftet wurde und ins Gefängnis kam, blieb Stefan mit ihm in Kontakt. Der sexuelle Kontakt hatte bereits aufgehört, aber sie bleiben nach seiner Freilassung Freunde, und redeten weiterhin miteinander und machten weiterhin Dinge zusammen.
Zum Zeitpunkt des Interviews lebten Stefan und seine Freundin glücklich zusammen.
Interview übersetzt auf Deutsch
Interview geführt von B.R. am 20. März 1990 mit Stephan B. (19), geboren am 13. Dezember 1970.
Interviewer: Ich möchte dir zunächst einige Fragen zu deinem Kontakt mit Ferdinand stellen.
Stephan: Ja, das ist in Ordnung.
Interviewer: Dann möchte ich einige Fragen zu den Fotosessions mit Fred V. und zuletzt zu deinen Erfahrungen mit der Polizei stellen. Wenn es Dinge gibt, an die du dich nicht erinnern kannst, sag es. Wenn du keine Antwort geben möchtest, kannst du dies auch gerne sagen. Wie hast du Ferdinand kennengelernt?
Stephan: Äh … ja. Meine Eltern waren geschieden und meine Mutter hatte einen neuen Freund, und ich ging oft über Nacht zu der Schwester des Freundes. Sie wurde Elly genannt. Eines Tages sagte Elly zu mir: “Lass uns in den Heiligeweg-Bädern Nacktschwimmen gehen”, und ich sagte: “Gut, ich komme mit”, und Ferdinand kam auch mit. Er war ein Freund von Elly und so lernte ich Ferdinand über Elly kennen. Es war wirklich schön. Es klickte sofort. Einfach vom Sprungbrett springen und mit einem Ball im Wasser spielen. Danach ging ich einige Zeit nicht schwimmen. Dann sagte Elly eines Tages: “Komm, lass uns Ferdinand besuchen, weil seine Frau Geburtstag hat.” Ich sagte: “Großartig, großartig.” Und dann fügte Elly hinzu: “Du solltest besser mit Ferdinand aufpassen, weil er pädophil ist.” Nun, ich war ich ziemlich gut informiert in Sachen Sex. Ich wusste über alle möglichen sexuellen Dinge Bescheid.
Interviewer: Wie alt warst du damals?
Stephan: Ich war ungefähr 11 Jahre alt.
Interviewer: Und du sagst, dass du viel über sexuelle Dinge wusstest?
Stephan: Ja. Ich hatte noch nie Sexualkundeunterricht oder ähnliches. Ich habe alles selbst gelernt oder gesehen oder getan.
Interviewer: Hattest du vor Ferdinand Kontakt zu einem Pädophilen?
Stephan: Nein. Aber ich wusste, dass es existiert. Ich kannte den Namen “Pädophiler” noch nicht. Aber ich wusste, dass “Mann mit kleinem Kind” auch möglich war. Das wusste ich. Das Wort nicht, aber schon was es war.
Interviewer: Was hast du gedacht, als Elly das gesagt hat?
Stephan: Eigentlich nichts. Ich war nicht schockiert und dann sagte sie: “Er hat manchmal Beziehungen zu kleinen Kindern.” Und dann fügte sie hinzu: “Meistens Jungs.” Ich habe nicht geantwortet. Dann gingen wir zur Geburtstagsfeier. Jetzt folgte ich Ferdinand den ganzen Abend aus eigenem Willen. Zu dieser Zeit war ich verrückt nach Andre Hazes, einem Sänger, und fragte immer wieder: “Darf ich dieses Band eilegen?” und so etwas. Als Ferdinand in die Küche ging, ging ich in die Küche. Als Ferdinand sozusagen ins Schlafzimmer ging, ging ich auch ins Schlafzimmer. Ich bin ihm die ganze Zeit gefolgt. Dann sagte ich aus eigener Initiative: “Ich werde eines Tages kommen und dich besuchen.” Danach gingen wir nach Hause. Danach ging ich eine Weile nicht zu Elly, aber später noch ein paar Mal.
Eines Tages musste Elly weg und sie konnte mich nicht für die Nacht bleiben lassen. Sie fragte mich dann: “Möchtest du die Nacht bei Ferdinand verbringen, weil ich weg muss?” Das habe ich also getan, ohne meine Mutter zu informieren. Und danach ging ich wieder ein paar Wochenenden hintereinander zu ihm. Und dann habe ich es meiner Mutter erzählt. “Hör zu, ich bleibe nicht die Wochenenden bei Elly. Ich habe bei Ferdinand geschlafen.” Dann fragte sie: “Wer ist Ferdinand?” Und so sagte ich zu ihr: “Er ist ein Freund von Elly. Es ist wirklich nett bei ihm. Wir gehen am Wochenende schwimmen und so etwas.” Und meine Mutter fragte weiter: “Was für eine Person ist das?” Und ich sagte: “Nur eine gewöhnliche Person.” Am nächsten Wochenende erzählte ich Ferdinand, was ich zu Hause gesagt hatte, und dann sagte Ferdinand: “Ja, ich würde gerne mit deiner Mutter sprechen. Stört es dich?” Und ich sagte: “Uuh, nein.” Und so wurde es wie vereinbart gemacht. Und so habe ich Ferdinand kennengelernt.
Vor dieser Unterhaltung habe ich Ferdinand lange nicht besucht. Sicher ein halbes Jahr. Ich bin nicht bei Elly gewesen und ich bin nicht bei Ferdinand gewesen. Ich bin einfach meinen eigenen Weg mit meinen Freunden gegangen und so weiter. Eines Tages spielte ich Fußball auf der Straße und benahm mich ein bisschen verrückt, sang sehr laut auf der Straße und hatte Spaß. Dann hörte ich eine Autohupe, ein Claaxon, und ich sah mich um und es war Ferdinand. Er hatte mich gesehen. Ich rannte sofort zu ihm und dann verabredete ich mich und besuchte ihn.
Interviewer: Warum warst du seit einem halben Jahr nicht mehr bei Ferdinand?
Stephan: Ich weiß es nicht. Nur dass ich zu jung war, um meine Vereinbarungen einzuhalten. Ich bin einfach meinen eigenen Weg gegangen und wenn ich Lust hatte, zu Ferdinand zu gehen, dann bin ich zu Ferdinand gegangen und wenn ich keine Lust dazu hatte, bin ich nicht gegangen.
Interviewer: Wusste deine Mutter, dass er pädophil ist?
Stephan: Nach dem Gespräch, das Ferdinand mit ihr geführt hat. Er sagte es ihr selbst.
Interviewer: Und wie hat sie reagiert?
Stephan: Meine Mutter sagte: “Ich kann nichts verbieten. Ich kann sehen, dass Stephan sich in der Schule und in seinem Verhalten zu Hause verbessert hat.” Und ich hatte mich verbessert. Und dann sagte meine Mutter: “Ich kann es nicht verbieten, weil er sowieso heimlich zu ihm gehen wird, und es ist schließlich sein Leben.” Das hat sie gesagt.
Interviewer: Aber du hast nur ein paar Mal bei Ferdinand übernachtet. Das scheint mir ziemlich schnell um in der Schule und in deinem Verhalten zu Hause etwas verbessert zu haben.
Stephan: Nein. Es war öfter gewesen. Ungefähr 10 Mal. So hatte ich etwa zehn Wochenenden bei Ferdinand übernachtet, ohne es meiner Mutter zu sagen.
Interviewer: Und danach nicht mehr für ungefähr sechs Monate?
Stephan: Ja. So ungefähr.
Interviewer: Dann hast du wieder damit angefangen?
Stephan: Und dann habe ich wieder angefangen und dann hat Ferdinand meiner Mutter erzählt, worum es geht. Ich erinnere mich nicht genau, wie viele Wochenenden das gewesen sein müssen, aber meine Mutter sagte, dass ich mich nach dem Gespräch mit Ferdinand gebessert habe.
Interviewer: Was hast du damals mit Ferdinand gemacht?
Stephan: In der Anfangszeit, mit ihm zu Hause, nur gewöhnliche Spiele. Ja, gewöhnliche Spiele zu Hause mit Ferdinand, und wir gingen auch in Vergnügungsparks, zum Beispiel das Efteling.
Interviewer: Ist das in der Anfangszeit passiert?
Stephan: Ja auch. Das war die ganze Zeit so. Das ging immer so. Am Anfang gingen wir auch häufig schwimmen. Und wenn ich lernen musste, um meine Hausaufgaben zu erledigen, dann half mir Ferdinand. Ja, das war wirklich toll, alles zusammen genommen war es toll.
Interviewer: Warum bist du über die Wochenenden bei der Schwester des Freundes deiner Mutter geblieben?
Stephan: Ich wollte einfach. Meine Mutter ging manchmal für die Wochenenden weg und sagte dann: “Warum gehst du nicht und bleibst bei Elly?” Und ich hatte nie Probleme damit, weil Elly oft schwimmen ging und das Spaß machte.
Interviewer: Und Ferdinand hat diese Rolle übernommen?
Stephan: Meinst du, dass ich wegen meiner Mutter über das Wochenende bei ihm geblieben bin? Ich bin einfach gegangen, weil ich dachte, er ist wirklich nett. Weil ich damals in Ferdinand etws gesehen habe, weil meine Eltern gerade geschieden waren, habe ich eine Art Vater gesehen, und ich habe zugegriffen. Zu dieser Zeit brauchte ich das wirklich, und als es passierte, war ich lieber bei Ferdinand als bei Elly. Am Anfang hatte das hauptsächlich mit dem Schwimmen zu tun, denn das hat Spaß gemacht, aber auch, weil ich Ferdinand wirklich nett fand. Aber danach sah ich in Ferdinand eine echte Vaterfigur. Von da an hatte ich das immer. Heute immernoch.
Interviewer: Kannst du dich an weitere Dinge erinnern, die du mit Ferdinand gemacht hast?
Stephan: Ja. Hier geht es um die Anfangszeit, oder? Was wir damals gemacht haben, haben wir eigentlich immer gemacht. Vom Anfang bis zum Ende. Dinge mit Ferdinand zu tun wurde zur normalen Routine. Wir hatten beide Spaß und wir sahen, dass wir die Gesellschaft des anderen mochten. Wir gingen schwimmen und gingen danach in die Sanddünen in Noordwijk oder in Castricum. Und wir haben oft mit anderen Kindern Verstecken gespielt oder Fußball gespielt. Sie waren Freunde von mir oder andere Kinder, die wir im Schwimmbad getroffen hatten. Manchmal kauften wir zuerst Pommes und gingen dann zu den Dünen oder zum Meer. Zu dieser Zeit war ich auch in einem Fußballverein und Ferdinand kam manchmal mit, um beim Fußball zuzuschauen.
Interviewer: Hat Ferdinand für die Pommes und solche Sachen bezahlt?
Stephan: Manchmal hatte ich Geld dabei und dann habe ich alles für mich selbst bezahlt.
Interviewer: Hattest du Sex mit Ferdinand?
Stephan: Ja.
Interviewer: Von Anfang an?
Stephan: Äh … Nein. Ab ungefähr zwei Monaten, drei Monaten. Ich denke, Sie möchten wissen, wie es angefangen hat? Es ist einfach natürlich passiert. Ich war Nudist und habe nackt geschlafen. Ferdinand auch, und ich fühlte mich von ihm angezogen. Wir haben manchmal Spiele gespielt, zum Beispiel Hubschrauber. Ich saß auf Ferdinands Bauch und er wackelte mich hin und her und er sagte etwas wie “Windstärke zehn” oder “Windstärke eins”. Ich bekam dann innerlich so ein warmes Gefühl. Es kam in mir auf, und dann ging alles wie in jeder Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau zum Beispiel. Die erste Nacht, in der wir sexuellen Kontakt hatten, war eine echte Kuschelssession. Mit Kuschelsession meine ich, sich gegenseitig zu streicheln und dann hat Ferdinand mir einen geblasen. Als das passierte, ging ein so seltsames Gefühl durch mich hindurch, dass ich anfing zu weinen. Ich habe es nicht bereut, aber das Weinen kam plötzlich auf und dann tröstete mich Ferdinand und dann fing er auch an zu weinen. Er rief sogar: “Was habe ich getan?” Er war tatsächlich schockiert. Er war ziemlich schockiert, dass ich weinte. Und dann haben wir darüber gesprochen, und dann gab es kein Problem mehr. Danach ging der sexuelle Kontakt ganz natürlich weiter.
Interviewer: Hattest du damals einen Orgasmus?
Stephan: Anscheinend ja. Ich war 11 Jahre alt und … Schau, ich wusste bereits, was ein Orgasmus ist, aber ich hatte noch kein Sperma. Aber ich bin mir sicher, dass das ein Orgasmus war, weil so ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper ging. Ich bin sicher. Und von da an ging der Sex natürlich von selbst weiter.
Interviewer: Das Spielen von Spielen war bei Ferdinand zur Gewohnheit geworden. Ist der Sex auch zur Gewohnheit geworden?
Stephan: Ja, so könnte man es sagen. Sex war zwischen uns genauso verbreitet wie in jeder heterosexuellen Beziehung. Also nicht, dass wir jede Nacht oder jeden Tag Sex hatten. Aber ja, es war Teil unserer Beziehung. Mehr oder weniger hat es unsere Bindung gestärkt.
Interviewer: Wie lange? Denn zu einer bestimmten Zeit hörte der Sex auf.
Stephan: Ja, weil du dir zu einem bestimmten Zeitpunkt denkst: “Was mache ich eigentlich?” Du wählst deinen eigenen Weg, ein Junge zu sein. Und ich muss ehrlich sagen, in dieser Endphase hatte ich das starke Gefühl: “Was um alles in der Welt tue ich?”
Interviewer: Schuldgefühle?
Stephan: Nein! Sondern eher das Gefühl: “Du machst jetzt etwas wirklich Wichtiges. Bin ich homosexuell oder heterosexuell?” Aber ich fühlte zu dieser Zeit in mir, dass Jungen mich abturnten, also wusste ich, dass ich heterosexuell war. Ich hatte auch Freundinnen, das spielte auch eine Rolle. Ferdinand war tatsächlich derjenige, der mir geholfen hat, meine Erfahrungen zu machen, und von meiner Seite hatte ich Sex mit Ferdinand wegen des Wagnisses [daring] und der Aufregung, aber auch aus Liebe.
Interviewer: Liebe zu Ferdinand?
Stephan: Liebe zu Ferdinand, ja.
Interviewer: Ist Ferdinand für dich wichtig?
Stephan: Sehr wichtig! Und er ist es immer noch. Als Freund, als Vater. Nicht mehr so wie vorher, meine ich mit dem sexuellen Kontakt. Trotzdem ein wirklich sehr guter Freund. Ich sage manchmal zu meiner Freundin, wenn ich Ferdinand eine Woche lang nicht gesehen oder mit ihm gesprochen habe: “Hör zu, ich muss ihn anrufen.” Und dann rufe ich ihn an und dann ist es wieder gut. Ja, ich rede oft mit ihm und es ist wirklich toll, mit ihm zusammen zu sein. Weil ich in Ferdinand noch eine Vaterfigur habe. Ferdinand hat mich wirklich großartig aufgerichtet [picked me up]. Ich habe viel von ihm gelernt, ich habe viele Erfahrungen gemacht und ich habe viele Dinge mit Ferdinand unternommen. Ich habe von Ferdinand etwas über die menschliche Natur gelernt. Und andere wichtige Dinge in der Gesellschaft, Verantwortung, wie man mit Geld umgeht. Ich mache das immer noch nicht sehr gut, weißt du, es ist einfach nicht hängengeblieben. Aber solche Dinge, weißt du. Die wichtigen Dinge im Leben. Vor Ferdinand wusste ich nichts davon und durch ihn habe ich sie entdeckt. Außerdem sage ich immer: “Ich hatte keine Kindheit, bis ich Ferdinand traf. Dann erhielt ich meine Kindheit.” Und so war es wirklich, weil ich vorher so viele Probleme hatte.
Interviewer: Was sind die negativen Aspekte deines Kontakts mit Ferdinand?
Stephan: Keine! Das ist sehr leicht zu sagen. Nicht einen.
Interviewer: Nein? Das scheint eher schwarz und weiß.
Stephan: Ah nein. Absolut keinen!
Interviewer: Was denken deine Eltern über deinen Kontakt mit Ferdinand?
Stephan: Für mich ist es jetzt egal, was sie denken. Aber damals dachten sie: “Solange nichts passiert.” Aber ich wollte alles selbst. Also ließ ich sie mit der Täuschung leben, dass alles so lief, wie sie wollten. Tatsächlich habe ich sie nie wirklich nach ihrer Meinung gefragt.
Interviewer: Aber du warst 11, ein eher kleiner Junge, und die Meinung deiner Eltern in diesem Alter ist sicherlich wichtig.
Stephan: Ich war weit für mein Alter. Ich war 11, aber ich hatte die Gedanken eines 14- oder 15-Jährigen. Es gab also einen großen Unterschied zwischen mir und anderen Kindern, denke ich.
Interviewer: Hattest du das Gefühl, dass du es zu Hause schwer hattest?
Stephan: Sehr schwer, ja. Sehr.
Interviewer: Deshalb kann man sagen, dass Ferdinand dein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Liebe erfüllt hat. Er kam als Retter ein Zeiten der Not?
Stephan: Nein. Er war kein Retter in der Not. Ich meine, nicht in diesem Sinne. OK, es war Zufall und Glück, dass ich ihn getroffen habe, aber die Beziehung zwischen Ferdinand und mir war keine Notfalllösung. Es war etwas für sich. Ich habe die Situation nie als solche angesehen, dass ich nur dann zu Ferdinand gehen konnte, wenn ich ein Problem hatte. Ich habe unsere Beziehung immer als etwas in der Art gesehen: “Hey, es ist in Ordnung, zu Ferdinand zu gehen.” Und mit Gefühlen wie “Mein Freund und mein Vater in einem.” Ja, ein Elternteil von mir.
Interviewer: Was hielten deine Freunde in der Schule von deinem Kontakt mit Ferdinand?
Stephan: Niemand wusste davon. Ich bin nicht mehr in der Schule, aber niemand wusste davon.
Interviewer: Was kannst du mir über die Fotosessions mit Fred erzählen?
Stephan: Welche Fotosessions? Meinen Sie die gewöhnlichen Urlaubsfotos, oder wenn wir posieren mussten und so etwas?
Interviewer: Ich weiß nichts über die Sessions. Was kannst du mir erzählen?
Stephan: Die Urlaubsfotos waren ganz normal. Es gab immer Dinge wie zum Beispiel einen großen Ballon. Während wir spielten, wurden Fotos gemacht. Fred und Ferdinand machten die Fotos. Und im Übrigen gibt es nicht viel zu sagen.
Interviewer: Aber es gab auch Kinderpornografie-Fotos?
Stephan: Ich war nicht dabei. Zumindest hatte ich aber eine Fotosession mit Pornos. Das war mit einem Jungen aus Belgien. Wir fanden es beide aufregend und haben es einfach gemacht, weil wir wirklich gute Freunde waren. Es war lustig und aufregend für uns beide. Fred hat diese Fotos gemacht. Er sagte nicht: “Setz dich hierher. Tu das. Tu das.” Es wurde aus freiem Willen gemacht und gleichzeitig wurden einige Fotos gemacht.
Interviewer: Und der Junge aus Belgien, woher kam er?
Stephan: Er war Freds kleiner Freund aus Antwerpen, wenn ich mich richtig erinnere. Wir waren zusammen im Urlaub in Jugoslawien mit einer ganzen Gruppe. Es war ein großer Haufen, es war ein riesiger Spaß.
Interviewer: Wie oft warst du mit Ferdinand in Jugoslawien?
Stephan: Jugoslawien, das war von 1981 bis 1986 oder 1987. Sagen wir, ungefähr sechs Jahre. Und einmal nach Spanien, nach Benidorm. Johnny war auch dort. Wir waren nicht zusammen da. Ich war zwei oder drei Jahre früher als Johnny dort gewesen, weil ich Ferdinand länger kannte als Johnny.
Interviewer: Wie lange wart ihr dort?
Stephan: Unterschiedlich. Zwei Wochen, drei Wochen.
Interviewer: Was sind die positiven Aspekte der Fotosessions mit dem Jungen aus Belgien?
Stephan: Es war alles ein ziemlich großer Spaß. Es war gewagt und aufregend. Trotzdem war es ein bisschen beängstigend, die Idee: “Was würde mein alter Herr davon halten?” Aber es hat auch Spaß gemacht. Es war eine Herausforderung für uns beide.
Interviewer: Wie alt warst du damals?
Stephan: Ich weiß nicht mehr. Lass mich nachdenken. Ich glaube ich war ungefähr 13 oder 14 Jahre alt.
Interviewer: Was sind die negativen Aspekte der Fotosessions?
Stephan: Die negativen Aspekte. Die Angst, dass die Polizei Fred festnehmen könnte und die Fotos dann zu sehen wären.
Interviewer: Wie lange hast du diese Angst schon?
Stephan: Nicht wirklich lange. Kurz nach der Fotosession. Manchmal erinnerte ich mich plötzlich, dass wir dies und das getan haben. Und dann kam die Angst wieder auf und ich dachte: “Hoffentlich gibt es keine Razzia.” Und im Übrigen gab es eigentlich keine negativen Aspekte.
Interviewer: Glaubst du, dass deine Unwissenheit ausgenutzt wurde?
Stephan: Welche Unwissenheit?
Interviewer: Deine Unschuld hinsichtlich die möglichen Folgen der Fotosessions.
Stephan: Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht. Danach sicher. Daher die Angst.
Interviewer: Kannst du mir sagen, wie du mit der Polizei in Kontakt gekommen bist?
Stephan: Ich ging eines Abends zu Ferdinand und hatte ein gutes Gespräch mit ihm über Probleme, die ich damals zu Hause hatte. Ich war wegen Problemen mit meinen Eltern aus dem Haus geworfen worden. Ich hatte mein ganzes Leben lang Probleme mit meinen Eltern. Gegen zwölf Uhr verließ ich Ferdinands Wohnung. Zwischen halb eins und halb zwei kam die Polizei und nahm Ferdinand mit nach Utrecht.
Kurz bevor sie ihn verhafteten, half er mir. Denken Sie nur einmal! Und er wusste, dass die Polizei kommen könnte. Das wusste ich nicht. Das ist die Art von Freund, die Ferdinand ist!
Ich habe es ungefähr eine Woche später gehört. Ich erinnere mich nicht mehr genau. Ich erhielt einen Brief von Ferdinands Anwalt und dort sagte er, dass Ferdinand verhaftet und sein Haus auf den Kopf gestellt worden war. Das hat mich wirklich getroffen, weil ich mich auch schuldig gefühlt habe, dass ich nicht da war, als Ferdinand weggebracht wurde.
Danach bekam meine Mutter einen Anruf von der Polizei in Utrecht. “Wir wollen mit dir und auch mit deinem Sohn reden.” Dann machte meine Mutter einen Termin aus. Ich musste an diesem Tag in der Schule sein und wollte dafür nicht zu Hause bleiben. Sie gaben mir gegen drei Uhr als Zeit, zu der sie mich von der Schule abholen würden. Ich sagte dem Concierge: “Um drei Uhr werde ich von einigen Freunden abgeholt.” Ich konnte offensichtlich nicht sagen, dass es Polizisten waren, und um drei Uhr kamen sie und ich wurde nach Utrecht gebracht. Unterwegs wurde kaum etwas gesagt. Ich fragte sie nur, warum ich kommen musste.
Also wurde ich nach Utrecht gebracht und landete in dem kleinen Verhörraum und musste reden. Sie kommen nicht umsonst in eine solche Verhörzelle. Und dann stellten sie mir Fragen und ich antwortete oder antwortete nicht. Eigentlich hatte ich nichts mit dem Fall zu tun, für den Ferdinand verhaftet worden war. Tatsächlich stellten sie mir Fragen, von denen ich nichts wusste. Die Pornofotos – ich wusste nichts über sie. Wir haben auch bloß etwas geredet. Dann gab es eine Pause, um zu essen, und danach redeten wir weiter. Und dann haben sie mich nach Hause gebracht.
Interviewer: Hattest du weiteren Kontakt zur Polizei?
Stephan: Nein.
Interviewer: Ferdinand wurde schließlich wegen “indecent assault” verurteilt, nicht wegen Pornografie. Der Porno wurde von Fred V. gemacht.
Stephan: Ja, ich weiß.
Interviewer: Was sind die positiven Aspekte deines Kontakts mit der Polizei?
Stephan: Hey? Ich sehe nichts Positives! Wie positiv!? Es gab keine positiven Aspekte. Immerhin hatten sie meinen Freund verhaftet und ich war wütend. Und jeder hat Angst vor der Polizei und das hatte ich damals auch.
Interviewer: Was sind die negativen Aspekte deines Kontakts mit der Polizei?
Stephan: Dass sie ihre Fragen so gestellt haben, dass man 10 mal nachdenken musste, bevor man eine Antwort gab. Sie sagten: “Du kannst uns alles erzählen, weil die anderen bereits alles erzählt haben.” Und auch die zweischneidigen Fragen. Sie sagen dir etwas und geben dann selbst die Antwort, und du hast die Neigung, ihnen einfach zuzustimmen. Ich meine, sie stellen keine fairen Fragen wie: “Ist es möglich, dass dies oder das passiert sein könnte?” und so etwas. Sie wenden alle möglichen schmutzigen Tricks und Methoden an, weil sie eigentlich bereits zu ihren Schlussfolgerungen gekommen sind. Das ist sehr unangenehm.
Sie verhörten auch meinen kleinen Bruder. Und er erzählte ihnen alle möglichen Lügen über “indecent assault” und so weiter: “Ja, ich musste mitgehen und dastehen und es gab eine Reihe von 10 anderen Menschen, alles Männer, und ich musste wählen, mit wem ich ins Bett gehen würde.” und außerdem: “Ich war oft im Urlaub und oft in Vergnügungsparks.” Das sind die Dinge, die mein Bruder gesagt hat und die absolut nicht wahr sind. Mein Bruder war noch nie ein Freund von Ferdinand. Er hat einmal bei Ferdinand übernachtet, aber nichts ist passiert. Er war damals ein kleines Kind von 10 Jahren, und die Polizei nahm einfach alles auf, was er sagte, weil er so jung war. Das ist ein sehr negativer Punkt. Auf diese Weise kam die Polizei zu ihren eigenen Schlussfolgerungen, wie zum Beispiel: “Ja, dies und das ist passiert, und deshalb muss das andere auch passiert sein.” Und das ist eigentlich wirklich sehr schlimm.
Interviewer: Was haben deine Eltern darüber gedacht?
Stephan: Ich weiß es nicht. Ich habe kaum Kontakt zu meinen Eltern. Der einzige Kontakt, den wir haben, ist so etwas wie “Ferdinand hat angerufen” oder “Ferdinand hat dies oder jenes durchgemacht” oder “Der Anwalt hat mir dies oder jenes gesagt” und dann antworte ich meiner Mutter: “Ich rufe ihn selbst an”, oder “ich werde ihm schreiben.” Meine Mutter fragt manchmal: “Wie läuft es mit Ferdinand?” Zum Glück lebe ich jetzt seit anderthalb Jahren mit meiner Freundin zusammen.
Interviewer: Wie läuft es?
Stephan: Wirklich verrückt, Mann. Unser Haus ist fast fertig. Bald bekommen wir ein neues Sofa und eine neue Essecke. Es läuft wirklich gut. Hin und wieder haben wir einen Streit, aber das ist in einer Beziehung normal. Jeder hat das ab und zu.
Interviewer: Zurück zu Ferdinand. Warum hast du weiterhin Briefe geschrieben und Ferdinand angerufen, während er im Gefängnis war?
Stephan: Warum nicht? Er ist mein Freund, also mache ich mir Sorgen darüber, was mit ihm passiert, und ich möchte wissen, wie es ihm geht, weil er mein Freund ist. Ich möchte wissen, wie er sich fühlt. Ich wollte wissen, was sie taten und was als nächstes passieren würde. Einfach meine Sorgen. Und natürlich auch aus Liebe, weil es mich wirklich verletzt hat. Schau, es hat mich nicht so sehr betroffen wie Johnny. Johnny lag nachts wirklich wach. Ich konnte das nicht tun, weil ich selbst zu viele Probleme hatte. Und ich bedauere, dass ich zu der Zeit, als Ferdinand verhaftet wurde und im Gefängnis war, so viele Probleme hatte, dass ich nicht immer auf dem neuesten Stand war. Sicherlich mit dem Wichtigsten, aber nicht mit den Details. Das bereue ich wirklich. Aber ich habe an Ferdinand geschrieben, um in Kontakt zu bleiben und weil ich ihn auch bei mir haben wollte. Und dank der Briefe war er in gewisser Weise immer bei mir.
Interviewer: Wie konntest du eure Freundschaft mit Ferdinand nach seiner Freilassung fortsetzen?
Stephan: Meine Beziehung, oder besser gesagt, unsere Beziehung ging weiter, weil wir uns lieben. Deswegen. Und deshalb.
Interviewer: Hat sich deine Beziehung zu Ferdinand seit seiner Freilassung geändert?
Stephan: Der sexuelle Kontakt war schon vorbei. Aber der spirituelle Kontakt, miteinander zu reden und Dinge zusammen zu tun, war immer noch da. Schau, ich gehe nicht jedes Wochenende zu Ferdinand, weil … ich jetzt mein eigenes Leben habe und meine Freundin. Wir haben unser eigenes Leben und viele Dinge zu tun. Aber wenn ich zu Ferdinand komme, ist es immer beruhigend und freundlich.
Interviewer: Hat dein Kontakt mit der Polizei deine Vorstellungen von der Polizei geändert?
Stephan: Ich habe keine Angst mehr vor der Polizei. Polizeibeamte sind schließlich auch Menschen. Ich weiß jetzt, dass die Polizei auch Fehler macht, viele Fehler. Ich habe gesehen, wie die Polizei arbeitet, und mir ist klar, wie sie sind. Sie sind nur gewöhnliche Menschen. Wenn ich heute verhaftet würde, spielt es keine Rolle mehr, ich würde einfach ruhig bleiben. Ich habe keine Angst mehr.
(Der Kassettenrekorder wurde am Ende des Interviews ausgeschaltet. Stephan fragte dann, ob er eine abschließende Erklärung abgeben könne, und der Kassettenrekorder wurde wieder eingeschaltet.)
Stephan: Ich habe noch etwas zu sagen. Zuerst: Ich hoffe, Ferdinand und ich bleiben sehr lange zusammen, sehen uns sehr lange, genau wie Freunde, reden miteinander als echte Freunde. Ich bin froh, dass ich Ferdinand kennengelernt habe. Ich sehe ihn immer noch als meinen Vater. Noch jetzt, obwohl ich jetzt in meiner eignene Wohnung lebe. Zweitens: Ich möchte nichts mehr mit Fred zu tun haben. Er sagte: “Die Fotos werden nicht in Zeitschriften und Magazinen veröffentlicht.” Dann ging er und tat das ohne Ferdinands Wissen. Ich nehme ihm das sehr übel. Er sagte immer: “Nur Ferdinand wird diese Fotos sehen”, und dann ging er und gab sie völlig Fremden und aus diesem Grund wurde Ferdinand verhaftet. Wegen ihm hat dieser ganze Fall begonnen, und das nehme ich ihm sehr übel. Aus diesem Grund möchte ich nichts mehr mit Fred zu tun haben. Das war’s.