Entnommen aus der Sammlung Positive Erinnerungen, zusammengestellt von T. Rivas.
Joop (ungefähr 36 Jahre alt) schickte 1996 und 1997 mehrere Briefe an Rivas [Autor von “Positive Erinnerungen”) und telefonierte mit ihm. Joop ist ein bisexuell ausgerichteter Mann, der dies aber nicht in einer Verbindung zu den Erfahrungen in seiner Kindheit sieht.
Hier kommen einige Auszüge von dem, was er Rivas erzählt hat:
Es war im Juni 1973, ich war gerade dreizehn geworden, als ich Jos kennenlernte. Er war gerade nach G. gezogen und lebte in einer Wohnung in der Nähe unseres Zuhauses. Nach der Schule spielte ich oft mit einigen Freunden Fußball und dabei traf ich Jos. Wir begannen uns zu unterhalten, und nach ein paar Wochen frage er mich, ob ich ihn irgendwann besuchen wolle. Ich wollte es.
Wir entwickelten eine Beziehung, in der ich viel Liebe und Aufmerksamkeit erhalten habe.
Nach einer Weile gingen wir zusammen in die Stadt und kauften Schallplatten und Kleidung, und wir gingen auch in ein Restaurant. Ich übernachte oft bei ihm. Jos war gleichzeitig ein Vater, eine Freund und ein Bruder für mich.
Es dauerte ungefähr ein halbes Jahr, bevor wir zum ersten Mal zusammen duschten, danach kam es zum Sex. Ich glaube, es war im Herbst 1973, als wir zum ersten Mal miteinander schliefen. Wegen meines Alters war ich sehr experimentierfreudig, aber Jos hat nichts überstürzt. Er erklärte mir, was ich machen sollte und wie ich einen Orgasmus erreichen kann. Auf eine gewisse Weise wollte er mich eher über Sex aufklären, als es nur mit mir zu machen. Jos ging nie zu weit – wenn es etwas gab, was ich nicht machen wollte, hat er sofort aufgehört.
Die Liebe, die dieser Mann mir gab, das Gefühl des Geliebtseins, war eine solch überwältigende, wunderschöne Sache. Er hatte ein aufrichtiges Interesse an dem, was ich in der Schule tat, und an meinen Hobbies, wie beispielsweise Fußball.
Die Beziehung dauerte vier Jahre an.
Es war mir überlassen, wann ich ihn besuchte und wie oft. Manchmal sah ich ihn vier Mal in der Woche, aber es war auch kein Problem, wenn ich eine Weile wegblieb. Er verstand, dass ich immer noch ein Kind war, und er gab mir genug Raum, um ein Kind zu bleiben. Er verstand, dass meine Freundschaften mit Gleichaltrigen für mich mindestens genauso wichtig waren.
Jos war ein süßer, zärtlicher Mann. Er nahm mich oft auf den Schoß und küsste mich und dann habe ich gefühlt, dass er mich wirklich liebte. Er hat seine Liebe für mich nicht oft mit Worten ausgedrückt, auch wenn er mich leidenschaftlich seinen kleinen Fußball-Spieler nannte.
Ich lernte eine Menge von ihm und es ist jammerschade, dass er so früh gestorben ist.
Ich glaube, dass Eltern ein Recht darauf haben, den erwachsenen Freund ihres Kindes kennen zu lernen, aber es sollte dem Kind überlassen werden, ob es jemanden besuchen möchte oder nicht.