Ich war regelrecht kuschelsüchtig

Dieser Bericht wurde von einem Besucher der Jumima-Webseite direkt eingesendet. Im weiteren Schriftverkehr erklärte Lukas sich bereit, noch ein paar ergänzende Fragen zu beantworten. Dieses Interview ist am Ende des Textes zu finden.

Lukas beschreibt seine Beziehung zu Martin folgendermaßen

Deutschland im Jahre 1990. Ich war 9 Jahre alt und mein bisheriges Leben war gelinde gesagt einfach beschissen. Mein Vater hatte sich im besoffenen Kopp vor ne Mauer gesetzt. Meine Mutter hatte ebenfalls ein starkes Alkoholproblem. Ich hatte auch schon diverse Male Selbstmordgedanken.

Doch dann lernte ich an einem See Martin kennen. Dieser war zu der Zeit 43. Ich hatte ihn schon öfters am See sitzen sehen und immer wenn sich unsere Blicke kreuzten, lächelte er mir freundlich zu. Eines Tages war ich alleine am See und die Sonne brannte. Ich cremte mich also ein, um keinen Sonnenbrand zu bekommen. Doch wie das nun mal so ist, kommt man an den Rücken nur schwer selber ran. Da ich aber wie gesagt alleine war, schaute ich mich um und sah dort wieder diesen Mann sitzen und wie immer lächelte er mir freundlich zu.

Ich ging also zu ihm und fragte ihn, ob er mir behilflich sein könne, meinen Rücken einzucremen. Er war total freundlich und half mir dann auch. Während er mir so den Rücken eincremte kamen wir dann ins Gespräch und ich erzählte ihm von meinem bisher so beschissenen Leben. Währenddessen genoss ich es, wie zärtlich er war, beim Rücken eincremen. Soviel Zärtlichkeit hatte ich vorher noch nie gespürt. Als er dann fertig war, fragte er mich, ob er sonst noch was für mich tun könnte, damit es mir besser geht. Doch ich wusste nichts, was ich darauf sagen sollte und schaute einfach nur Richtung See, wo ein Vater grade mit seinen Kindern tobte und diese vor Freude quiekten als er sie durch die Luft ins Wasser warf.

Der Mann fragte mich dann, ob ich auch so durch die Luft geworfen werden möchte. Und genau das war tatsächlich schon länger mein Traum. Wir tobten also stundenlang im Wasser und ich hatte noch nie so viel Spaß wie an diesem Tag. Der krönende Abschluss war dann noch als der Eiswagen bimmelnd um den See gefahren kam und er mir noch ein Eis spendiert hat.

Wir trafen uns von da an jeden Tag am See und tobten im Wasser und manchmal redeten wir auch einfach mal nur stundenlang. Ich fing an, ihn richtig gerne zu haben und er wurde mein bester Freund. Er merkte auch, wenn es mir mal nicht so gut ging und nahm mich dann in den Arm und schon ging es mir wieder besser. Ich fühlte einfach diese Geborgenheit und auch Zärtlichkeit, die ich Zuhause nicht bekam.

Als es dann langsam anfing, Herbst zu werden, und die Temperaturen nicht mehr unbedingt dazu einluden, im See zu baden, war er schon so wichtig für mich geworden, dass ich unbedingt weiter mit ihm Kontakt halten wollte. Er schlug dann vor, dass man ja auch ins örtliche Schwimmbad gehen könnte oder auch mal ins Kino oder den Zoo und so weiter und bot mir auch an, dass ich ihn jederzeit bei ihm zuhause besuchen könne.

Und ja, ich war dann letztendlich täglich bei ihm. Denn was sollte ich zu Hause, wo mir meine betrunkene Mutter eh wieder nur Vorwürfe machte? Ich fing dann auch immer mehr an, von mir aus die körperliche Nähe zu ihm zu suchen. Wir verbrachten teilweise stundenlang nur Arm in Arm oder ich meinen Kopf auf seiner Schulter und er streichelte mir zärtlich durchs Haar. Wir gingen aber auch mal ins Schwimmbad und tobten und rutschten zusammen. Und auch im Kino und im Zoo waren wir einige Male. Aber am liebsten war ich schon mit ihm alleine. Ich war regelrecht kuschelsüchtig.

Mir fiel dabei dann auch auf, dass sein Herz immer anfing, schneller zu werden und richtig zu pochen, wenn wir so richtig innig kuschelten. Als ich dann anfing, ihm beim Kuscheln dann Küsschen zu geben, merkte ich richtig wie sein Herz fast aus seiner Brust zu springen schien. Mir ging es aber nicht viel anders. Ich fand das auch alles aufregend und mein Herz fing an, schneller zu schlagen. Dann eines Tages guckten wir uns tief in die Augen und irgendwie spürte ich, dass da mehr zwischen uns beiden war als Freundschaft. Wir kamen uns mit den Mündern immer näher und dann passierte es: unser erster richtiger Kuss. Ich schloss dabei auch meine Augen und wollte einfach diesen Moment genießen.

Doch dann unterbrach Martin diesen Moment. Auf Nachfrage, ob ich was falsch gemacht hätte, sagte er, dass es das nicht sei, er sei nur nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen, dass dieser Kuss so intensiv wird und wisse gerade nicht, ob das alles so richtig ist, was wir da machen. Ich wusste damit zunächst nichts anzufangen und sagte nur “aber wir lieben uns doch und Leute, die sich lieben, küssen sich auch”. Er erklärte mir dann, dass es da Gesetze gäbe, welche eine solche Liebe verbieten würden. Ich machte ihm aber klar, dass mir das egal ist.

Mittlerweile war ich auch schon 10 und ein neuer Sommer kündigte sich an. In den Sommerferien machten wir dann auch unsern ersten gemeinsamen Urlaub. Mittlerweile fing es bei mir auch immer, wenn wir so kuschelten und uns küssten, in der Hose immer so an zu kribbeln und ich rieb mich dann immer mit meiner Latte an ihm. Und hatte auch schon mal gemerkt, dass er auch öfter nen Harten hatte. Doch er versuchte mich immer davon abzulenken und wenn ich wieder mit meiner Hand in diese Richtung ging, nahm er sie wieder dort weg.

Wir sind in dem Urlaub dann mit seinem Auto durch Dänemark Norwegen und Schweden gefahren und haben jeden Abend woanders unser Zelt aufgebaut. Ein wundervoller Urlaub und ich versuchte auch immer weiter, intim mit ihm zu werden. Er sagte anfangs dann immer so die ersten paar Tage, dass er nicht möchte, dass ich so was nur mache, um ihm zu gefallen und dass das auch rechtliche Konsequenzen für ihn haben kann. Doch ich sah da kein Problem, denn wir waren doch allein, also woher sollten rechtliche Konsequenzen kommen?

Dann gab er aber doch nach und es kam zu unseren ersten wirklich sexuellen Handlungen. Nachdem wir nochmal ausgiebig darüber gesprochen hatten, meinte er dann, da ich es halt immer wieder probiere, wäre er nun sicher genug, dass ich es wirklich von mir aus möchte und sagte mir, dass ich mich einfach mal entspannt zurücklehnen solle und begann mich langsam auszuziehen. Er küsste mich dann dort, schaute aber auch immer wieder in mein Gesicht und betonte immer wieder, wenn er was macht, was mir nicht gefällt, dass ich ihm das sofort sagen soll. Er verwöhnte meinen ganzen Körper mit Küssen und Streicheleinheiten und als ich schon dachte, schöner kann es nicht mehr werden, fing er dann an, mir einen zu blasen. Diese Gefühle waren so unbeschreiblich. Mein ganzer Körper zuckte und ich hatte gar keine Kontrolle mehr. Er erklärte mir dann, dass dies ein Orgasmus war. Nachdem ich mich dann wieder etwas beruhigt hatte von diesen wirklich intensiven Gefühlen wollte ich nun ihm genauso tolle Gefühle bereiten und ich fing genauso an wie er bei mir. Doch als ich grade anfangen wollte zu blasen und ihn grade in den Mund genommen hatte und meine Zunge seine Eichel berührte, drückte er mich sanft zurück und sagte, dass es ihm gleich kommt und er mir nicht in den Mund spritzen will. Da sah ich dann auch zum ersten mal Sperma und ich fand es faszinierend wie das da so herausspritzte. Ich spielte damit ein wenig herum und schmierte es so mit den Fingern hin und her. Bis ich es dann auch mal probierte und fand, dass es gar nicht so schlecht schmeckt. Von da an ließ ich mir auch in den Mund spritzen.

Als wir wieder zurück waren vom Urlaub, besuchte ich ihn weiterhin jeden Tag und wir warteten beide sehnsüchtig darauf, dass bei mir auch Sperma kommt. Es war aber auch ohne immer ein wundervolles Gefühl. Das erste Sperma hatte ich dann mit 11. Ich dachte zuerst, ich muss ganz plötzlich Pippi und wollte Martin noch warnen, dass ich ihm gleich in Mund pinkle - doch er machte unbeirrt weiter und dann war‘s auch schon “zu spät”. Er lächelte mich an, schluckte etwas runter und sagte dann: “Herzlichen Glückwunsch, das war ein Samenerguss.”

Natürlich hatten wir nicht nur Sex. Wir unternahmen auch immer wieder tolle andere Dinge miteinander. Als ich dann so 12 war, fragte ich ihn, ob es da noch mehr gebe als Blasen. Dann probierten wir auch anal aus. Er war dabei wirklich sehr vorsichtig und es tat auch nicht wirklich weh, aber es war schon ein anderes und nicht so gutes Gefühl wie Blasen. Auch dann selber bei ihm reinstecken fand ich nicht so toll das Gefühl, wie was er mit seinem Mund machte. Naja, es blieb dann bei diesem Versuch und er sagte mir auch, dass er es anal nicht so gerne hat.

Als ich dann 14 wurde und meine ganzen Klassenkameraden schon Erfahrungen mit Mädchen hatten, wollte ich auch dazu gehören und sagte Martin, dass ich das mit Mädchen gerne auch mal probieren würde. Er war total nett und einsichtig und hat mir gesagt, dass ich ruhig meine Erfahrungen machen soll. Wir blieben aber weiterhin befreundet. Wir hatten zwar keinen Sex mehr aber waren halt gute Freunde.

Irgendwann merkte ich dann, dass es mit den Mädels nicht so recht klappen wollte. Weil ich irgendwie mit keiner richtig glücklich wurde. Da wurde mir klar, dass ich mich nun selbst sexuell zu Jungs hingezogen fühle. Ich war nicht mehr direkt mit Martin „zusammen“, aber er war immer noch ein guter Freund. So half er mir dann auch damit umzugehen, wurde mein Mentor und gab mir Tipps und Ratschläge im Umgang mit Jungs. Bremste mich auch anfangs, wenn er merkte ich verrenne mich da in etwas und laufe Gefahr einem Jungen etwas gegen seinen Willen anzutun.

Im Grunde hatte er mir ja schon in unserer Junge-Mann Beziehung perfekt vorgemacht, wie man sich Jungs gegenüber richtig verhält. Mittlerweile ist er leider schon 5 Jahre tot und ich vermisse ihn immer noch. Denn bis zum Schluss war er mir ein guter Freund und immer für mich da, wenn ich mal Hilfe brauchte.

Weitere intime Beziehungen zu Älteren hatte ich nicht. Zu Jüngeren übrigens bisher auch nicht. Aber selbst wenn, würde ich zu einer Beziehung zu einem Jungen eh nicht gerne berichten wollen. Zumindest nicht so detailliert, da dies ja dann sonst strafrechtlich relevant werden könnte…


Ergänzende Fragen, die Lukas schriftlich beantwortet hat

Jumima: Wussten noch andere außer dir und Martin, dass da mehr war als Freundschaft? Wie war das?

Lukas: Nein, dass da mehr war als Freundschaft, wusste niemand. Ich fand’s auch OK so, warum hätte das jemand wissen sollen. Ging doch keinen etwas an. Wir liebten uns und hatten unseren Spaß.

Jumima: Was war mit deiner Mutter, wusste sie von der Beziehung und war sie einverstanden?

Lukas: Meine Mutter wusste nur, dass ich bei einem Freund war. Ihr war eh alles egal, solange sie genug Alk hatte, um sich die Birne zuzusaufen. Ich sagte ihr zwar immer, dass ich weg bin und wann ich wahrscheinlich wieder komme. Aber ich glaube ihr war das auch egal, sie machte mir ja eh nur Vorwürfe und interessierte sich nicht wirklich für mich. Hauptsache sie konnte sich besaufen. Mir wurde meine Mutter daher dann auch immer gleichgültiger. Schließlich hatte ich einen Menschen gefunden, der mich liebte und den ich auch liebte.

Jumima: Wenn ihr miteinander Sex hattet, wer fing das normalerweise an? Wie oft fand es statt?

Lukas: Also die ersten Male übernahm ich immer die Initiative. Von sich aus hätte er niemals angefangen. Denn ihm ging es nur rein darum, dass es mir gut geht und hat mein Wohlergehen über alles andere gestellt. Und normalerweise machten wir es täglich. Halt immer, wenn wir ungestört waren. Als sich das so eingespielt hatte, wechselte es auch mal. Mal verwöhnte ich ihn zuerst, mal er mich. Ganz selten kam es auch mal vor, dass einer von uns keine Lust hatte und wir dann an dem Tag keinen Sex hatten. Dann haben wir einfach nur gekuschelt oder haben mal was anderes unternommen.

Jumima: Gab es etwas in der Beziehung, was dir nicht gefallen hat? Z.b. etwas am Sex?

Lukas: Also eigentlich war alles wunderschön und gefiel mir auch. Wir hatten nur kurz mal ein Streitthema. Das waren die Texte seiner Lieblingsband. Ich fand viele Lieder zwar auch schön aber die hatten auch einige Lieder über Saufen und Alkohol. Und das konnte ich aufgrund meiner Mutter gar nicht ab. Aber er hat’s auch eingesehen und diese Lieder dann nicht mehr gespielt, wenn ich da war. Der Sex war immer toll. Naja bis auf den “Anal-Versuch”. Aber auch da waren wir uns beide einig und haben es bei dem einen Versuch belassen.

Jumima: Gab es auch Streit und Probleme?

Lukas: Naja, das eine Mal, als diese Lieder liefen, was ich grade schon bei der Antwort auf die andere Frage erwähnt habe. Aber wirklich richtig Streit oder Probleme hatten wir nie.

Jumima: Hattest du jemals Angst vor Entdeckung?

Lukas: Nicht wirklich. In der Öffentlichkeit benahmen wir uns halt wie Vater und Sohn. Ich hab mir darüber aber auch nicht wirklich Gedanken gemacht.

Jumima: Weißt du, ob Martin noch andere Beziehungen außer zu dir hatte?

Lukas: Während wir zusammen waren keine und mit anderen Jungs blieb es wohl auch eher nur Freundschaft. Solch eine richtige Beziehung hatte er wohl ausschließlich mit mir.

Jumima: Wie geht es dir damit, dass du vor dem Gesetz ein Opfer einer Straftat bist?

Lukas: Ich fühle mich absolut nicht als Opfer. Genauso wenig wie Martin Täter war. Ohne ihn hätte es sicher nicht mehr lange gedauert, bis ich meine Suizidgedanken in die Tat umgesetzt hätte. Er hat mir also das Leben gerettet. Wie kann ich da Opfer und er Täter sein?!? Dieses Gesetz ist einfach nur krank. Wenn ich mir vorstelle, er wäre meinetwegen ins Gefängnis gekommen! Da hätte ich mich sicher ohne zu überlegen von einer Brücke geschmissen oder ähnliches.