Am Anfang war meine Mutter schockiert

Im Rahmen einer Studie zu den Auswirkungen der Herstellung von Kinderpornografie auf die betroffenen Kinder, wurden 3 Interviews mit Jungen geführt. Dies ist das erste Interview, mit Johnny.
Interviews: [Johnny](/de/berichte/1980er/ipt-1992-johnny/), [Peter](/de/berichte/1980er/ipt-1992-peter/), [Stephan](/de/berichte/1980er/ipt-1992-stephan/)

Quelle: Jan Shuijer und Benjamin Rossen (1992). “The Trade in Child Pornography” Appendix E: “Interviews with Three Boys”, IPT-Forensics Journal, volume 4.

Übersetzung durch JUMIMA.
Englischer Originaltext


Das Interview wurde von Benjamin Rossen am 4. März 1990 mit Johnny K. (17), geboren am 16. Dezember 1972, durchgeführt.

Interviewer: Zuerst möchte ich dir ein paar Fragen zu deinem Kontakt mit Ferdinand stellen. Dann möchte ich einige Fragen zu den Fotosessions mit Fred V. stellen und zuletzt zu deinen Erfahrungen mit der Polizei. Wenn es Dinge gibt, an die du dich nicht erinnern kannst, sag es. Wenn du keine Antwort geben möchtest, kannst du das auch gerne sagen.
Johnny: Ja, gut.

Interviewer: Wie hast du Ferdinand kennengelernt?
Johnny: Es war so; Ich hatte einen Lehrer in der Schule, der so einen Unterricht darüber gab, wie Menschen besser miteinander auskommen können, diese Art von Unterricht, und einmal ging ich mit einem Freund zu ihm nach Hause. Wir haben dort übernachtet und wollten Spaß haben, ins Kino gehen oder so, aber er sagte, dass er wirklich keine Zeit dafür hatte. Er musste einige Tests und dergleichen korrigieren. Aber dann sagte er: “Ich weiß noch etwas für dich. Ich habe einen Freund, der Geburtstag hat. Wir können für eine Weile dorthin gehen.” Das war Stephan. Also haben wir das gemacht und Ferdinand war auch da, und so habe ich Ferdinand zum ersten Mal getroffen.

Interviewer: Wie alt warst du?
Johnny: Ich war 12, fast 13. Drei Tage später war ich dreizehn.

Interviewer: Ja. Und Stephan?
Johnny: Stephan war 15.

Interviewer: Ich verstehe, zwei Jahre älter. Was hast du mit Ferdinand gemacht?
Johnny: Wie meinst du das, was ich mit ihm gemacht habe? … Was wir an den Wochenenden zusammen gemacht haben, meinst du das?

Interviewer: Ja.
Johnny: Wir sind am Wochenende immer schwimmen gegangen. Manchmal gingen wir ins Kino oder besuchten seine Eltern, Geburtstagsfeiern und dergleichen. Manchmal gingen wir auch mit Freunden für ein Wochenende in den CenterPark oder um in einem Bungalow zu übernachten und so etwas. Tischtennis und alles Mögliche.

Interviewer: Und in den Ferien?
Johnny: Jedes Jahr fuhr ich mit Ferdinand nach Jugoslawien und einmal im Winter mit seinen Eltern nach Spanien. Im Sommer fahren wir immer nach Jugoslawien und dort zu den FKK-Stränden. Einmal im Winter fuhren wir nach Benidorm in Spanien. Wir haben auch kleine Ausflüge zu Ferienhäusern und den CenterParks und dergleichen gemacht. Das machen wir an den langen Wochenenden. Ferien in Jugoslawien, Spanien und Belgien. Wir waren nicht wirklich in Belgien im Urlaub, sondern machten dort Ausflüge mit Freunden. Wir waren für lange Wochenenden oder für eine Woche dort. Das war unterschiedlich.

Interviewer: Jugoslawien ist mehr als ein Ausflug.
Johnny: Ja. Das war für einen Urlaub. Drei Wochen lang.

Interviewer: Bist du mit dem Zug gefahren, mit dem Flugzeug oder …?
Johnny: Wir waren mit dem Auto, mit dem Flugzeug und mit dem Bus. Wir haben auch andere Dinge getan, zum Beispiel waren wir in den Unterhaltungsparks wie Duinrell und Efteling. Und wir haben auch Go-Kart-Rennen gefahren. Weißt du, die winzigen Autos. Aber das haben wir nicht so oft gemacht. Wir haben das ein paar Mal gemacht. Zwei oder drei Mal oder so.

Interviewer: Kannst du dich an weitere Dinge erinnern?
Johnny: Nein. Nicht wirklich wichtige Dinge, nein.

Interviewer: Was sind die positiven Aspekte deines Kontakts mit Ferdinand?
Johnny: Positive Aspekte? Nun … es ist so. Meine Eltern waren geschieden, deshalb vermisste ich einen Vater in meiner Familie. Ich hatte keinen Vater mehr und keinen Kontakt mehr zu ihm. Am Anfang schon aber später nicht mehr. Und ich suchte tatsächlich nach einer Art Vaterfigur für mich, nach einer Art Vater für mich. Das habe ich in Ferdinand gefunden. Ich konnte immer gute Gespräche mit Ferdinand führen. Ferdinand war wirklich mein zweiter Vater. Aber nicht wie väterliche Typ, sondern nur so eine Art Vater. Jemand, mit dem ich über alles reden konnte.

Interviewer: Dazu gehörte das Sprechen über Probleme in der Schule und …
Johnny: Alles! Über Probleme in der Schule, zu Hause, bei der Arbeit.

Interviewer: Was sind die negativen Aspekte deines Kontakts mit Ferdinand?
Johnny: Tss … Es gibt keine.

Interviewer: Es gibt keine?
Johnny: Nein!

Interviewer: Auf keinen Fall?
Johnny: Nein! Ich habe nichts Negatives … Ja, sieh mal, es ist natürlich so … Ferdinand ist ein Pädophiler … und ja. Ich möchte nicht sagen, dass das negativ ist, aber es ist schwierig für mich, weil meine Familie das nicht weiß. Meine Mutter weiß es. Aber meine Familie weiß es nicht und deshalb muss ich es ein bisschen versteckt halten, wenn meine Familie nach Ferdinand fragt oder wie es mit mir läuft und so. Sie wissen, dass Ferdinand mal verheiratet war, aber es ist zu schwierig, das alles zu erklären.

Interviewer: Du sagst also, dass Ferdinand ein Pädophiler ist und dass dies ein negativer Aspekt ist?
Johnny: Nein! Pädophil zu sein ist kein negativer Aspekt! Sondern es meiner Familie zu erklären oder seine Orientierung vor ihnen zu verbergen.

Interviewer: Was hält deine Mutter von deinem Kontakt mit Ferdinand?
Johnny: Meine Mutter meint, ich soll meine eigenen Entscheidungen treffen. Meine Mutter glaubt, dass ich alt genug bin, um wissen was ich will und was ich nicht will. Meine Mutter fand meinen Kontakt zu Ferdinand gut, sagte aber, wenn es Dinge gab, die mir nicht gefielen, sollte ich das sofort sagen. Wenn es zum Beispiel etwas gab, das ich nicht wollte, dann sollte ich es sagen, und wenn es etwas gab, das ich wollte, dann könnte ich das auch sagen. Aber sie hat es laufen lassen. Sie sagte, ich sei alt genug und könne selbst entscheiden.

Interviewer: Als du 12 warst?
Johnny: Ja.

Interviewer: … und wusste sie, dass er pädophil war?
Johnny: Ja.

Interviewer: Ab wann?
Johnny: Ab einer Woche nachdem ich Ferdinand getroffen habe. Eine Woche, zwei Wochen …

Interviewer: Wie kam es dazu?
Johnny: Äh … es war so. Ich hatte gerade Kontakt mit Ferdinand bekommen und bin von der Schule nach Hause gekommen. Meine Mutter war neugierig auf ihn, was für ein Mensch er war. Sie hatte Ferdinand noch nicht gesehen. Meine Mutter sagte: “Wie ist Ferdinand eigentlich?” und dann sagte ich sehr direkt: “Ferdinand ist ein Pädophiler.” Ich habe es einfach so gesagt, habe gar nicht innegehalten um zu realisieren, dass es ein Tabu ist oder so. Zu dieser Zeit wusste ich nicht genau, was ein Pädophiler war. Ich wusste natürlich, dass er Kinder mochte und so weiter, also wusste ich, was es tatsächlich war, aber ich wusste nicht viel im Detail. So habe ich es ihr gesagt und so hat sie es mitbekommen. Am Anfang war sie natürlich schockiert. Man erwartet das ja nicht. Und sie sagte anfangs auch: “Ich fände es besser, wenn du nicht mehr zu ihm gehst.” Aber ich habe so lange gequengelt und versucht sie zu überzeugen: “Ja, aber ich will es, und es ist so schön mit ihm” und “Ich gehe trotzdem zu ihm” und so weiter. Schließlich sagte meine Mutter: “Du musst selbst entscheiden. Du bist groß genug.”

Interviewer: Hat Ferdinand dich gewarnt, es den Leuten nicht zu sagen?
Johnny: Nein. Er wusste nicht einmal, dass ich es meiner Mutter erzählt hatte. Wir hatten nicht einmal darüber gesprochen, ob er mal zu mir nach Hause kommen sollte oder so, um meine Mutter zu treffen, und so weiter.

Interviewer: Ja. Und woher wusstest du, dass er pädophil ist?
Johnny: Er hat es mir gesagt. Tatsächlich sehr bald.

Interviewer: Und gleichzeitig nicht gesagt, dass du es niemandem erzählen sollst?
Johnny: Oh ja! Er sagte das, aber ich dachte “Meine Mutter, das ist nicht irgendjemand anderes, das ist meine Mutter. Ich kann es ihr sagen”, dachte ich.

Interviewer: Was denken deine Freunde in der Schule über deinen Kontakt mit Ferdinand?
Johnny: Sie wissen es nicht.

Interviewer: Niemand?
Johnny: Nein, niemand.

Interviewer: Was kannst du mir über die Fotosessions mit Fred [der Hersteller und Vertreiber der kinderpornografischen Fotos, ein anderer Mann] erzählen?
Johnny: Mit Fred. Nun, fand ich sie immer sehr spaßig. Es war immer gemütlich und freundlich mit Fred. Es war eine schöne Atmosphäre dort und man fühlte sich frei. Du konntest einfach du selbst sein. Du konntest tun, was du wolltest. Also, man konnte natürlich nicht alles dort kaputtmachen oder sondern einfach man selbst sein. Mir haben die Fotos immer Spaß gemacht. Aber jetzt, wo ich herausgefunden habe, was er mit ihnen gemacht hat, natürlich nicht mehr. Jetzt bereue ich es natürlich.

Interviewer: Du bereust es aufgrund dessen, was er mit den Fotos gemacht hat?
Johnny: Ja. Nun ja. Das war eine wirklich böse Sache. Ich hatte das überhaupt nicht von ihm erwartet, weil er sagte, dass sie für seinen eigenen Gebrauch waren und er sagte, dass er sie nicht verkaufen würde. Damit missbrauchte er mein Vertrauen in ihn.

Interviewer: Aber von der Herstellung der Fotos bereust du nichts?
Johnny: An sich nicht. Aber jetzt bereue ich es auf jeden Fall.

Interviewer: Kannst du mir etwas über die Fotos erzählen? Was für Fotos waren das?
Johnny: Ah … es waren keine Fotos vom spielen oder so, das kann ich sagen. Es war schon Porno. Aber Fred V. sagte, dass es für seinen eigenen Gebrauch war, als Andenken für später. Dass er sich später die Dias anschauen konnte, weißt du, dass er Spaß daran haben könnte, sich zu erinnern. Aber er hat uns nie erzählt, dass er sie verkauft oder nach Amerika oder England oder so geschickt hat. Aber es waren keine gewöhnlichen Spielfotos. Es waren alles Nacktfotos, auf denen alles gemacht wurde und so weiter. Es war sicherlich Kinderpornografie.

Interviewer: Glaubst du, dass die Polizei zu Recht über diese Art von Fotos besorgt ist?
Johnny: Ja. Es war definitiv Kinderpornografie. Es war alles sehr klar; man konnte genau sehen, was getan wurde und wer es tat

Interviewer: Wie viele Fotos gab es?
Johnny: Ich weiß nicht genau, wie viele Fotos es gab, aber ich denke, es war eine große Anzahl.

Interviewer: Wie hat die Polizei herausgefunden, dass die Fotos von dir sind?
Johnny: Ah … Sie hatten viele Fotos bei Fred gefunden, und sie fanden Korrespondenz und so weiter, und wenn Sie die beiden Dinge kombinieren, können Sie die Verbindung herstellen. So ging es. Es waren auch nicht so viele Jungen beteiligt. In der Zeitung hieß es, es gäbe ein internationales Netzwerk, eine Kinderpornografie-Luftbrücke nach England. Aber insgesamt waren nicht so viele Jungen beteiligt. Fred hatte eine Reihe von Freunden. Anton hatte einige Freunde und Ferdinand hatte einige Freunde.

Interviewer: Wurden die Fotos von Ferdinand und Fred gemacht?
Johnny: Nein. Fred hat alle Ausflüge organisiert und wir sind einfach mit der ganzen Gruppe gefahren. Wir gingen zum Beispiel zu einem Campingplatz oder zu einem Bungalowpark wie dem Kempervennen. Fred machte die Fotos.

Interviewer: Hat Fred immer Fotos gemacht?
Johnny: Ja, oft. Schau, er hat es als eine Art Spiel gemacht. Wenn wir einen solchen Ausflug machten und Fred dort war, konnte man sicher sein, dass Fotos gemacht würden.

Interviewer: Was sind die positiven Aspekte der Fotosessions?
Johnny: Die positiven Aspekte … Nun ich habe kein Geld dafür bekommen (lacht). Zu der Zeit, als die Fotos gemacht wurden, hat es Spaß gemacht.

Interviewer: Was sind die negativen Aspekte der Fotosessions?
Johnny: Meinst du jetzt oder dann?

Interviewer: Damals und heute.
Johnny: Dann die negative Seite. Zu dieser Zeit fand ich es eigentlich nicht negativ, weil ich es tun wollte und auch Fred sagte, dass die Fotos für seinen eigenen Gebrauch für später waren. Wir konnten sie auch anschauen und genießen. Das hat Spaß gemacht. Ich fand es positiv. Ich fand es nett von ihm, weil ich dachte, er würde die Fotos für sich behalten, er würde sie nicht weitergeben. Und die negative Seite ist, dass er sie weitergegeben hat.

Interviewer: Rückblickend ist das einzig Negative, dass er die Fotos weitergegeben hat?
Johnny: Ja. Verkauft und verteilt nach England, nach Amerika, Belgien. Nun, England und Belgien sicherlich. Bei Amerika bin ich mir nicht so sicher; das habe ich gehört, aber ich weiß es nicht genau.

Interviewer: Kannst du mir sagen, wie der Fall mit der Polizei angefangen hat?
Johnny: Es begann tatsächlich, weil Fred Kontakt zu einem Engländer hatte und ihm einige Dias verkaufte und der Engländer seinen Koffer mit den Dias in einem Flugzeug mitnahm. Das Flugzeug musste unterwegs anhalten und der Koffer wurde entladen, aus dem Flugzeug genommen. Der Engländer musste in Gatwick aussteigen, aber der Koffer war bereits in London entladen worden. Der Koffer blieb also allein auf dem Förderband, weil niemand ihn mmitgenommen hatte. Dann schauten sie in den Koffer und fanden all diese Dias mit Kinderpornografie. Fotos von allen Jungs, und natürlich war ich auch dabei. Später wurde der Engländer festgenommen. So kam es ins Rollen. Und so kamen sie auf den Namen Fred V. Er hatte die Dias an den Engländer verkauft. Dann verhaftete die Polizei in den Niederlanden Fred.

Ich saß eines Morgens und schaute Kabelfernsehen und sah, dass ein Fall mit Kinderpornografie ans Licht gekommen war und dass ein bestimmter F.V. verhaftet worden war. Wir dachten, dass es Fred sein könnte. Das heißt, Ferdinand und ich, wir haben zusammen zugesehen. Wir dachten, dass es zufällig jemand anderes sein könnte, dass es jemand anderen mit den gleichen Initialen geben könnte. Aber später hörte ich durch Freunde, dass es tatsächlich Fred war und dass er verhaftet worden war.

Ferdinand wusste seit einiger Zeit, dass so etwas im Gange war. Er hatte das Gefühl, verhaftet zu werden, weil es Dias von mir und Stephan und auch von Peter gab. Er hatte also bereits Bedenken. Eines Tages, als ich von der Schule nach Hause kam, wurde ich von Ferdinands Mutter angerufen, die mir erzählte, dass er in der Nacht zuvor verhaftet worden war. Da hörte ich zum ersten Mal, dass Ferdinand verhaftet worden war.

Interviewer: Und dann?
Johnny: Nun, ich war natürlich schockiert. Mir wurde klar, dass Fotos von mir gefunden worden waren und die Polizei offensichtlich weiter schauen würde, wer alle waren und wer beteiligt war und der Hintergrund und so weiter. Als ich das von Ferdinands Mutter hörte, war ich sehr schockiert. Ich konnte es kommen fühlen, aber natürlich bekam ich immer noch einen Schock. Danach musste ich lange auf eine Nachricht von Ferdinand warten, weil ich keine Adresse oder irgendetwas wusste, wohin ich ihm schreiben konnte. Nach einiger Zeit erhielt ich einen Brief von Ferdinand, in dem er die Situation und das Geschehene beschrieb und mir eine Adresse gab. Dann habe ich einen Brief geschickt … nein … noch keinen Brief, weil Ferdinand zu diesem Zeitpunkt noch in der Zelle der Polizeistation war. Von dort ging er ins Gefängnis und dorthin schickte ich ihm den Brief. Und nach einer Weile wurden einige andere Jungen verhört und sie erwähnten meinen Namen. Und wenn ich mich richtig erinnere – ich bin mir nicht mehr sicher –, wurde ich von der Polizei angerufen. Sie wollten zu mir nach Hause kommen und mit mir reden. Und das war mein erster Kontakt mit der Polizei.

Interviewer: Der erste Kontakt mit der Polizei war also zu Hause. Kannst du mir sagen, wie das gelaufen ist?
Johnny: Emm … Wir hatten einen Termin vereinbart, wann sie kommen würden und genau zu dem Zeitpunkt erschienen sie auch an der Tür. Zuerst saßen wir einfach in der Lounge und unterhielten uns, ganz gewöhnlich, wissen Sie. Nach einer Weile sagten sie: “Johnny, wollen wir mal privat mit dir reden?” und ich sagte: “Ok, das ist in Ordnung.” Ich konnte fühlen, dass sie mit mir über die ganze Situation sprechen wollten. Wir gingen in mein Zimmer und sie stellten mir Fragen wie: “Wie hast du Ferdinand kennengelernt?” und “Was denkst du über Ferdinand?” und “Wusstest du, dass er ein Pädophiler ist?” und so weiter. Und darauf habe ich halt klare Antworten gegeben. Und dann gingen sie weiter ins Detail, mit anderen Fragen wie “Hattest du Sex mit so und so?” und so weiter. Darauf habe ich keine Antworten gegeben. Ich sagte mir: “Wenn ich rede, kann ich anderen Menschen Ärger machen, wenn ich die falschen Dinge sage, wenn ich nichts sage, kann niemand in Schwierigkeiten geraten.” Das dachte ich mir.

Ich hatte darüber nachdenken können. Ich wusste, dass die Polizei auch zu mir kommen würde, dass ich auch verhört werden würde, über das was passiert war und was ich erlebt hatte und so weiter. Natürlich hatte ich darüber nachgedacht, was ich ihnen sagen sollte. Wenn ich ihnen nichts sagen würde, müsste ich nichts erklären und würde nichts auslösen. Wenn ich nichts sagte, würde ich niemanden in Schwierigkeiten bringen. Ich konnte nichts Gutes tun, aber so konnte ich auch nichts anrichten.

Zuerst machten sie Witze, wie zum Beispiel: “Wie heißt du? Wie heißt deine Schwester? Wie läuft es in der Schule?” Und wie ich Ferdinand kennengelernt hatte und alle möglichen Dinge über mich und nach und nach kamen sie ein wenig auf den Punkt. Zuerst in der Lounge mit meiner Mutter. Und sie fragten, was ich von Ferdinand halte.

Interviewer: Was war deine Antwort?
Johnny: Ich sagte ihnen, dass er ein netter Mann war, mit dem ich gut auskam, und in der Zeit nach der Scheidung meiner Eltern war er eine Art zweiter Vater geworden. Ich sagte ihnen, dass ich jedes Wochenende mit ihm verbracht habe und dass ich ihn auch jeden Donnerstag angerufen habe und dass wir jedes Wochenende irgendwohin gegangen sind. Und sie fragten, ob ich wüsste, dass Ferdinand ein Pädophiler ist, und ich wusste das, also sagte ich es ihnen. Und das haben sie auch meine Mutter gefragt, und sie haben sie gefragt, was sie davon hält.

Interviewer: Was hat deine Mutter gedacht?
Johnny: Ja, meine Mutter wusste es, ich habe es dir schon gesagt. Sie sagte selbst: “Schauen sie mal, Johnny ist alt genug. Er kann selbst entscheiden, ob er das will oder nicht.” So ist meine Mutter eben. Meine Mutter macht kein Problem daraus.

In meinem Zimmer gingen sie zu Fragen über Ferdinand über und stellten Fragen wie: “Schläfst du mit Ferdinand in seinem Haus im Bett?” und: “Schläfst du nackt mit ihm?” und “Zwingt Ferdinand dich, Dinge zu tun?” und: “Musstest du jemals etwas mit Ferdinand machen, was du wirklich nicht wolltest?” und so weiter. Und ich gab dann absolut keine Antwort. Dann zeigten sie mir Fotos von Menschen und fragten, ob ich sie kenne und ob ich dort gewesen sei. Und darauf habe ich ihnen auch absolut keine Antwort gegeben. Ich habe einfach nichts gesagt. Ich habe aufgepasst und nichts gesagt, als hätte ich mich verschlossen oder so. Und das stimmte natürlich auch, denn ich war natürlich schockiert. Ich wusste nicht, was passieren konnte.

Interviewer: Also. Das erste Mal hast du nicht viel gesagt. Gab es ein weiteres Mal?
Johnny: Die Polizei kam zurück. Als sie das erste Mal weggingen, sagten sie: “Wir werden wiederkommen, wenn es Johnny besser geht und wenn er es ein wenig vergessen hat.” Weil sie dachten, ich sei aus emotionalen gründen verschlossen. Aber eigentlich war es natürlich weil ich schockiert war, dass Ferdinand verhaftet worden war. Aber ich hatte meinen Mund gehalten! Und nach einer Weile riefen sie an und … Ah … ich bin mir nicht mehr sicher … Und ja, sie wollten wissen, ob ich zur Polizeistation kommen würde, glaube ich, ob ich zur Polizeistation in Utrecht kommen würde, um befragt zu werden. Also nicht zu Hause. Und dann ist das passiert. Vorher hatten sie gesagt: “Johnny wenn du nicht noch einmal mit uns sprichst, können wir acuh zum Richter gehen und dafür sorgen, dass du sprichst.” Das hat Eindruck auf mich gemacht.

Interviewer: Wie und wo haben sie das gesagt?
Johnny: Telefon.

Interviewer: Dein zweiter Kontakt mit der Polizei war also telefonisch.
Johnny: Ja. Sie fragten, ob ich ins Polizeibüro kommen würde und sie sagten auch: “Wir können dich zum Reden bringen.” Nach dem ersten Mal wussten sie, dass ich nichts sagen wollte. Ich hatte gesagt: “Ich habe nichts zu sagen und ich möchte auch nichts sagen.” Das wussten sie also. Aber sie sagten: “Schau, Johnny, wenn du nicht redest, können wir zum Gericht gehen und dich zum Reden zwingen, weil du eine Art Zeuge bist.” Sie sagten auch: “Wir können kommen und dich aus der Schule holen.” Das würde mich wirklich in Schwierigkeiten bringen. Das würde in der Schule allerlei Probleme verursachen. Diese zweigesichtigen Bastarde. Das sind die Dinge, die sie getan haben, um mich zum Reden zu zwingen. Schauen Sie, was sie meinten war, wenn du es nicht lieb mitmachst, dann können wir dich auch von der Schule abholen und dann wirst du in der Schule wirklich wie ein Schwanzlutscher aussehen.

Interviewer: Wenn sie das mit der Schule gemacht hätten, was wäre dann passiert?
Johnny: Große Probleme. Das ist sicher. Dann könnte ich genausogut auswandern, denke ich. Mein Ruf … Wenn die Polizei mich in einem Streifenwagen mit Beamten in ihren Uniformen von der Schule abholen würde, würden sie alle wissen warum.

Interviewer: Wie würden sie es wissen? Du könntest etwas sagen wie “Es geht euch nichts an” oder “ich war Zeuge und sie wollten eine Erklärung haben” oder so etwas?
Johnny: Ja … aber der Direktor würde es wissen. Vergessen Sie nicht, dass zu dieser Zeit die Zeitungen voller Artikel über die Kinderpornografie-Affäre mit meinem vollständigen Vornamen Johnny K. waren. Ich war mit meinem Namen im Telegraaf, dass ich an der ganzen Affäre beteiligt war. Es gibt andere Johnny Ks in den Niederlanden oder in Amsterdam, so dass das an sich in der Schule kein so großes Problem war. Aber wenn zwei Beamte zur Schule gekommen wären, hätten die anderen nachgedacht, Ja, Johnny K., und sie hätten die Verbindung hergestellt. Ich wollte nur nicht, dass sie in der Schule wissen, dass ich mit einem Pädophilen unterwegs bin. Schau, ich kann es meiner Mutter erklären, aber ich kann nicht einfach zum Dam-Platz gehen und es verkündigen.

Interviewer: Nun zum dritten Mal. Hast du nochmal mit der Polizei gesprochen?

Interviewer: Das dritte Mal war, als ich zur Polizeistation kam und sie mehr Details von mir haben wollten. Sie kamen und holten mich ab und wir furhen zur Polizeistation. Sie haben versucht, mich locker zu machen, wissen Sie, z.b. mit dem Auto 160 (km/h) zu fahren und ein bisschen Spaß zu haben.

Interviewer: Mit einer Sirene?
Johnny: Nein, es war kein Polizeiauto, kein gewöhnliches Privatauto. Die Polizei hält sich also auch nicht an das Gesetz (lacht). Auf der Polizeistation gingen wir zuerst in der Polizeikantine essen. Dann gingen wir zurück zur Abteilung der Kinderschutzabteilung oder so, und wir gingen in eine kleine Zelle, und es gab einen Tisch und einen Stuhl und sogar eine Schreibmaschine, und dort wurde ich verhört. Sie fragten zunächst nach weiteren Einzelheiten. Nicht mehr: “Wie hast du Ferdinand kennengelernt?” Sie meinten es ernst, Dinge wie: “Bist du nach Kempervennen gegangen?” und “Was hast du dort gemacht?” und “Mit wem hast du Sex gehabt?” und “Wann wurden die Fotos gemacht?” und so etwas. Insgesamt kamen fünf Beamte, um mit mir zu sprechen. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl. Man sitzt dort in der kleinen Zelle, als hätte man jemanden vergewaltigt. Eine nackte kleine Zelle mit Kratzern in der Wand von einem Verrückten oder so, und dort sitzt du auf deinem Stuhl und Fragen werden auf dich abgefeuert und du musst Antwort geben. Ich saß wirklich da ​​und zitterte.

Interviewer: Hattest du weiteren Kontakt zur Polizei?
Johnny: Ja, viele. Oh, meinen Sie wegen mir selbst, wegen Diebstahls,Einbruchs oder so etwas? Meinen Sie das?

Interviewer: Hattest du?
Johnny: Nein! Nur wegen dieser Sache. Es gab einen vierten Kontakt. Beim dritten Mal hatten sie mich nicht dazu gebracht, genug zu reden. Sie wollten mehr von mir, also wurde ich wieder zur Polizeistation gebracht, und wir unterhielten uns weiter. Wieder das gleiche, aber länger und mehr Details. Dann gab es einen fünften und letzten Kontakt, noch umfangreicher und dann war Schluss.