Der folgende anonyme Brief wurde an die Berliner Zeitung geschickt (siehe http://www.jungsforum.net). Der wichtigste Teil des Briefes hat den folgenden Wortlaut:
Berliner Verlag
Berliner Zeitung
Leserbriefe
10171 Berlin
17. August 2008
- Betrifft:
- Hilfe für Opfer des Pädophilen, Berliner Zeitung vom 17.08.08
Sehr geehrte Damen und Herren,
Den folgenden Brief werden Sie wohl nicht gerne lesen.
Im Alter von 8-9 Jahren hatte ich (heute 52) eine Beziehung mit einem Mann von dem ich später erfuhr er soll ein Pädophiler gewesen sein. Die Beziehung lief etwa bis zum 14 Lebensjahr und blieb glücklicherweise unentdeckt und frei von polizeilichen Ermittlungen. Noch heute, viele Jahre später, denke ich mit Dankbarkeit an meinen damaligen großen Freund, der mir mein späteres schwules Coming Out - und vieles andere im Leben - enorm erleichtert hat. Inzwischen kenne ich zahlreiche Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend positive auch sexuelle Beziehungen zu Erwachsenen hatten und sich dessen nicht schämen. Solche Leute werden verständlicherweise nie vorstellig bei den diversen Missbrauchs-beratungsstellen, denn derartige Hilfen haben sie gar nicht nötig. Daher bekommen solche Stellen ein vollkommen einseitiges Bild von sogenannten Missbrauchsopfern.
Das Sexualstrafrecht stellt selbst vollkommen einverständliche intime Beziehungen zu Menschen unter 14 unter Strafe, die niemals einen Schaden hervorrufen. Daher ist dieses Gesetz ein Unrechtsgesetz. Die sog. „missbrauchten Mädchen“ sind allesamt vergewaltigt worden, denn stets haben sie den Sex abgelehnt, der ihnen in der Kindheit aufgezwungen wurde. Es gibt aber in diesem Bereich auch ganz andere Erlebnisse, die von der sensationsbezogenen Presse regelmäßig unterschlagen werden.
Auch in dem Fall das Erziehers von der Awo kann es durchaus sein, dass die Jungs voller Vertrauen, lustvoll und zärtlich Sex mit dem Beschuldigten erlebt haben. Ein Unglück wenn, da die Justiz eingreift. Die Jungs hätten sich mit 11 Jahren erheblich zur Wehr setzen können. Dass sie es (selbst über Jahre hinweg) nicht getan haben, lässt darauf schließen, dass der Sex einvernehmlich gewesen ist. Machtunterschiede bzw. Machtgefälle sind nicht gleichbedeutend mit Machtmissbrauch. Offenbar hat auch der ehemalige Boyfriend die DVD mit einvernehmlicher Intimität entgegengenommen. Menschen für ihre freiwillig ausgelebte Sexualität zu verfolgen ist m.E. schlicht inhuman. Journalisten müssen das bei aller Sensationslust berücksichtigen. Bedenken Sie dabei auch, dass der Mensch von Geburt lust- und orgasmusfähig ist.
Auch heute noch bin ich im Rahmen der Schwulenbewegung (bei der BAG Queer der Linken) aktiv um dort auch ein Umdenken in Bezug auf Pädophilie herbei zu führen.
Mit freundlichen Grüßen
Anmerkung aus der Sammlung “Positive Erinnerungen” von T. Rivas:
Der anonyme Autor dieses Briefes war wahrscheinlich Kurt Hartmann, der für seine Aktivität im Bereich der Sexualpolitik bekannt ist. Die Leiter der deutschen Fernsehsendung Quivive des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) erhielten von ihm einen Brief als Antwort auf eine Ausstrahlung von 2005 über eine Therapie für “Pädophile”.
In seinem Brief erklärt Hartmann, dass die Ausstrahlung einseitig war, weil sie nicht über positive Erfahrungen in “pädophilen” Beziehungen berichtete.
Neben anderen Dingen teilte Hartmann seine folgenden eigenen Erfahrungen aus der Kindheit mit:
“Im Alter von 8-9 Jahren lernte ich einen Mann kennen, mit dem sich eine etwa 5 Jahre anhaltende Freundschaft und Beziehung entwickelte. Mit diesem Mann, von dem ich später erfuhr, er sei ein Päderast, habe ich meine ersten partnerschaftlichen Sex-Erfahrungen gemacht. Noch heute –- nach über 40 Jahren –- möchte ich diese sexuellen und Beziehungserfahrungen nicht missen. Für mein späteres schwules Coming Out waren sie enorm wichtig und hilfreich.”