Quelle: Shrink Rap: Stephen Fry Meets Dr Pamela Connolly Channel 4 (United Kingdom), April 3, 2007
Übersetzung durch JUMIMA.
Englischer Originaltext
Conolly: Also, wenn ich dir sage: “Wurdest du jemals missbraucht?” Sagen wir sexuell.
Fry: Es könnte sein. Ich denke ich wurde es wahrscheinlich. Sicherlich wurde mein Po viele Male von Schulmeistern gestreichelt und so. Ich glaube nicht, dass ich jemals ernsthaft missbraucht wurde. Aber wenn das Missbrauch ist, dann zur Hölle damit. Das ist in Ordnung. Damit habe ich überhaupt kein Problem.
Conolly: Stephen, -
Fry: Ja.
Conolly: Wenn Sie nicht sexuell missbraucht wurden, wie würden Sie dann die Zeit nennen, in der Sie von einem Sechstklässler [sixth-former, entspricht 12. Klasse] verwöhnt wurden als sie in der ersten wahren [5. Klasse]?
Fry: [lacht] Ich würde das so nennen, er nimmt sich eine verdammte Freiheit. [lacht] Aber ich kann nicht darüber stöhnen. Ich meine, es war falsch von ihm, aber er war … Was? - Vielleicht war er 18 und ich 15. Er war auch ein Kind. Und er wollte eine verdammt gute Zeit und er hat sich eine von mir geholt. Aber ich fühlte mich nicht benutzt. Er war charmant zu mir. Er sagte, es sei herrlich. Und ich bin froh, den Menschen zu Diensten zu sein.
Conolly: Stephen, -
Fry: Ja.
Conolly: Ich wünschte, ich könnte das lustig finden, aber das tue ich nicht. Du hast sogar ein Gedicht darüber geschrieben. Schau zurück auf das Gedicht. Was hast du damals gefühlt?
Fry: Nun, ich denke, was ich fühlte, war in Ordnung, aber was ich fühlen sollte, war, dass ich missbraucht wurde. Ich denke, das ist ein Problem. Ich denke eigentlich, was ich fühlte, war in Ordnung. Ich denke, wenn es ein Vertrauensmissbrauch gewesen wäre - ich denke, mit einem Erwachsenen und einem Kind, wenn ein junges Mädchen oder ein junger Knabe Zuneigung und Bewunderung für einen älteren Mann zeigt, der es dann aus rein sexuellen Gründen missbraucht, dann ist das eine schreckliche Sache.
Conolly: Nun, ist das nicht genau das gleiche?
Fry: Nein!
Conolly: Es war eine Person in einer Machtposition über dir. Er war ein viel älterer Junge. Selbst wenn es nur drei Jahre waren, ist das beachtlich. Er hatte eine bestimmte Position in der Schule. Er hat diese Position genutzt, um Sie in sein Zimmer zu befehlen.
Fry: Nein, ich fürchte, Sie sind - Sie denken vielleicht, ich sollte denken, dass es eine schreckliche Sache ist, aber ich tue das nicht.
Conolly: Nun, ich gehe wirklich nur von deinem Gedicht aus. Kannst du dich erinnern, was du darüber geschrieben hast?
Fry: Ich nicht. Ich erinnere mich überhaupt nicht, nein.
Conolly: Weil es mir so vorkam, als hättest wärst du in gewisser Weise als Frau benutzt worden.
Fry: Nun, denn das ist die Sprache, die er verwendet hat. Und ich war mir völlig bewusst, dass ältere Jungen an einer solchen Schule auf diese Weise ihre Wünsche nach jüngeren Schülern rechtfertigen. Es war -
Conolly: Aber das war auch etwas, das es für dich besonders schmerzhaft machte, dass du in gewisser Weise in die Rolle einer Frau versetzt wurdest.
Fry: Nun ja. Ich denke, nur weil ich sehen konnte, dass er sich selbst veräppelte. Ich muss sagen, die wahre Unehrlichkeit besteht darin, ein Gedicht zu schreiben, in dem ich das sage, was man meiner Meinung nach fühlen sollte. Das ist die richtige Antwort auf eine solche Episode, die man geben soll. Ich versichere Ihnen, mit meiner Hand auf meinem Herzen - wenn Sie mit mir einen Lügendetektortest machen würden - ich glaube nicht, dass dies eine missbräuchliche Episode war, über die ich wütend oder verärgert sein sollte. Ich denke es war vollkommen in Ordnung.
Conolly: [seufzt]
Fry: Und es tat nicht weh und es war ziemlich lustig und ich hatte keine -
Conolly: Du hast über den Schmerz geschrieben. Du hast geschrieben, dass es schmerzhaft war. War das nicht wahr?
Fry: Nun ja, es war - es war überraschend.
Conolly: Ich meine, wenn jemand plötzlich seinen Penis in deinen Arsch steckt.
Fry: [lacht] Es war nur ein Schock. Er hat ihn nicht ganz reingekriegt, wenn wir schon uns schon so brutal ausdrücken wollen. Ich sagte: “Hallo, tu das nicht!” Ich hatte keine Ahnung, was er tun würde. Und ich weiß wirklich, dass man diese Dinge für schrecklich halten soll, aber das tue ich wirklich nicht.
Conolly: Nun, dann unterschreibe ich sicherlich nicht die Idee, dass man eine bestimmte Art und Weise fühlen sollte. Ich bin total bei dir, wenn du mir sagst, dass du nicht gefühlt hast -
Fry: Ich denke, wenn es ein Erwachsener gewesen wäre, wäre es entsetzlich gewesen. Ich hätte mich nicht mit einem Erwachsenen in diese Situation bringen lassen. Und es wäre schrecklich gewesen. Aber es -
[…]
Conolly: Weil dieser Frieden erst kommt, wenn Sie diese Stimme loslassen können. Und um das zu tun, fürchte ich, Stephen, müssen Sie akzeptieren, dass Sie als Kind in vielerlei Hinsicht wirklich traumatisiert waren. Und ich weiß, dass Sie nicht darüber nachdenken möchten, weil Sie denken, dass es schwach und weichlich [suppy] ist.
Fry: Nein, nicht dass es schwach ist. Ich möchte ehrlich sein. Ich möchte absolut ehrlich sein.
Conolly: Ich denke du warst enorm traumatisiert. Ich denke, dass es sehr traumatisch war. Denn, wissen Sie, ein Trauma für Kinder tritt nicht nur auf, wenn jemand sie schwer schlägt oder sie fast tötet oder etwas sehr Aktives tut. Es ist ein enormes Trauma, einfach ignoriert zu werden.
Fry: Ja.
Conolly: Aber obendrein wurden Sie in der Schule missverstanden. Du wurdest die ganze Zeit verprügelt, in der Schule.
Fry: Ja.
Conolly: Und du wurdest sexuell missbraucht und bist weit davon entfernt, es zu akzeptieren.
Fry: Nein. Ich akzeptiere, dass diese Dinge passiert sind.
Conolly: Du bist weit davon entfernt zu akzeptieren, dass es sich um negative Dinge handelt, die einen tiefgreifenden Einfluss darauf haben, wer du heute bist.
Fry: Wir sollten darauf zurückkommen, weil es offensichtlich so wichtig ist. Ich möchte nicht als jemand rüberkommen, der leugnet, wie stark es sich auswirkt [important], als 14-Jähriger vernascht [buggered] zu werden. Natürlich muss es so sein, einfach weil die Gesellschaft sagt, dass es wichtig sein muss.
Conolly: Ich kritisiere dich nicht dafür; -
Fry: Nein, nein. Und ich nehme es nicht als Kritik, -
Conolly: Ich verstehe warum.
Fry: aber man sollte an die Wurzel dessen gehen, was ich wirklich darüber fühle. Und ich weiß nicht, was ich wirklich dazu fühle. Ich weiß, dass es gesellschaftlich, besonders in diesem speziellen Quadranten des 21. Jahrhunderts, das universell [permanent] Schlechte ist, über das nichts Gutes zu sagen ist und das man definitiv als schlecht bewerten soll. Ich weiß das. Und ich weiß, dass meine Gefühle darüber in vielerlei Hinsicht verwirrt waren. Es ist sehr schwierig, wenn du ein Junge bist -
Conolly: Hast du es sexualisiert?
Fry: Nun - ich wollte gerade sagen, es ist sehr schwierig, wenn du ein Junge bist und missbraucht wurdest und schwul bist. Wie trennt man den Missbrauch vom Schwulsein? Wäre ich schwul gewesen, wenn ich nicht missbraucht worden wäre? Man ist sich nicht sicher. Oder war mein Schwulsein ein Signal für diesen Jungen, das ihn dazu brachte, mich zu missbrauchen? Habe ich es deshalb selbst verursacht? All diese Probleme.
Conolly: Es hat nichts damit zu tun, dass du schwul bist.
Fry: Das ist mir bewusst. Aber ich sage nur, dass sie [diese Dinge] natürlich miteinander verbunden werden könnten -
Conolly: In der Tat.
Fry: in deinen Gedanken, und man muss sie erst wieder auseinanderbringen. Aber alles was ich weiß ist, dass das, was mich emotional wirklich umwirft, ist meine Unfähigkeit loszulassen, mein Gefühl körperlicher Unbeholfenheit, Uneleganz, mangelnder Leichtigkeit [lack of dance], mangelndes drann-teilhaben-wollen [lack of joining-in-ness], die ich hatte. Diese Unbeholfenheit, -
Conolly: Nun, das an für sich war traumatisch für dich.
Fry: Das waren die Dinge, die für mich traumatisch waren.
Conolly: Ja, in der Tat.